Das Auge Gottes (2/2015)
Tück, Jan-Heiner
Die Maßnahmen zur Absicherung der Freiheit sind dabei, genau diese Freiheit schleichend auszuhöhlen und zu gefährden. Seit Jahren schon werden Daten in unvorstellbarer Menge aufgezeichnet, gesammelt und archiviert. Geheimdienste, aber auch Internetgiganten wissen mehr von uns, als uns lieb sein kann, zumindest dann, wenn wir von den Mitteln der elektronischen Kommunikation Gebrauch machen - und wer täte das nicht? Längst haben wir uns an die Vorzüge der sozialen Medien und Online-Dienste gewöhnt.
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Tück, Jan-Heiner
Über die These, dass die neuzeitliche Freiheitsgeschichte als eine Geschichte der Beerbung göttlicher Attribute gelesen werden kann, ist viel diskutiert worden. Ist die Vorsehung, von Augustin bis Bossuet der göttliche Leitfaden der Geschichte, endgültig in die Krise geraten und durch den menschlichen Fortschritt und den damit verbundenen Freiheitszuwachs abgelöst worden?
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Wenzel, Uwe Justus
Unter den Losungen, die im Echoraum der Gegenwart widerhallen und dem Trend einen Namen geben, in dem sie liegen, ist die Forderung nach Transparenz keine ganz kurzlebige. Und sie ist auch nicht erst mit jenen Kindern des digitalen Netzes in die Welt gekommen, die unter der Flagge der Piraterie im sozioelektronischen Ozean segeln. Seit zwei Jahrzehnten schon ficht etwa eine honorige Nichtregierungsorganisation international für transparency und gegen Korruption.
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Hoff, Johannes
Im Jahre 1453 übersandte der Renaissancephilosoph Nikolaus von Kues den Benediktinermönchen des Klosters Tegernsee ein Buch «Über das Schauen Gottes» (De visione Dei), das als Kulminationspunkt christlicher Meditationen über die mystische Schau Gottes gelten kann.1 Ausgehend von einer Meditation über die göttliche Vorsehung und die übernatürliche Bestimmung menschlicher Freiheit, Gott zu schauen (c. 316), führt diese Schrift geradewegs ins Zentrum der philosophischen Theologie des Cusaners: zu einer Betrachtung der vollkommenen Liebe des dreieinigen Gottes (c. 1718) und der Liebe zu Jesus Christus (c. 1925), in der sich die natürliche «Weisheitsliebe» (philo-sophia) des Menschen vollendet.2
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Markus, Schulze
Längst bevor wir Gott in Herrlichkeit schauen, schaut Gott uns. Seinem Blick ist nichts verborgen: «Alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft schulden» (Hebr 4, 13). Gott in der Ewigkeit zu schauen, bedeutet also auch, sein Schauen zu schauen, schattenlos dessen innezuwerden, dass er je schon unser inne ist.
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Metzdorf, Justina
«Sollte der nicht sehen, der das Auge geformt hat?» Mit diesem Vers aus Psalm 94 grenzt Ambrosius von Mailand (339-397) das biblisch-christliche Verständnis von Gott als dem Schöpfer der Welt gegen jenen philosophischen Gottesbegriff ab, dessen Gott mit der Welt nichts zu tun hat, entweder weil er es nicht will oder weil er es nicht kann. Der Gott der Philosophen, so schreibt Ambrosius in seinem großen Entwurf zur christlichen Ethik «Über die Pflichten», kümmere sich nicht um die Welt, weil er entweder kein Interesse an ihr habe, oder weil er die Welt gar nicht wirklich kenne, da ihm das Wissen um sie fehle.
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Vorholt, Robert
Das Lukasevangelium profiliert - im Anschluss an seine markinische Vorlage, aber deutlicher als Matthäus - eine Theologie des Weges Jesu. Es sind nicht einfach nur geographische Routen, die nachgezeichnet werden, um die im Evangelium geschilderten Begebenheiten der Jesusgeschichte wie Perlen einer Kette an ihnen aufzuhängen.
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Leven, Benjamin
In den Skizzenbüchern Leonardo da Vincis (14521519) finden sich an verschiedenen Stellen Entwürfe für Gottesdiensträume. Eine der Zeichnungen ist mit den Worten teatri per uldire la messa versehen. Sie zeigt einen kleeblattförmigen Zentralbau, in dessen Mitte sich ein frei stehender Altar befindet. In drei von vier Konchen erheben sich konzentrisch ansteigend die Sitzreihen. In seiner Monozentrik erinnert der Entwurf stark an manche Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts. Noch radikaler ist die Skizze, die Leonardo mit loco dove si predica betitelt hat: Zu sehen ist ein nahezu kugelförmiger Theaterraum, in dessen Mitte eine begehbare Säule als Ort für den Prediger dient: Durch diese Anordnung erhält jeder Sitzplatz auf den Rängen die gleiche Distanz zum Predigtort in der Mitte.
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Adrian J., Walker
Nach der Lehre der katholischen Kirche kommt dem menschlichen Willen Jesu eine zentrale soteriologische Bedeutung zu. In der folgenden Meditation möchte ich diese Bedeutung aus einem etwas ungewohnten Blickpunkt betrachten, indem ich zu zeigen versuche, wie Jesu menschliches Ja zum göttlichen Heilswillen unsere erbsündig belastete Freiheit von dem befreit, was der heilige Paulus als die «Vergeblichkeit» bzw. die «Verweslichkeit» bezeichnet. Dabei stütze ich mich auf einige Überlegungen von Maximus Confessor, der diese Befreiung zu einem Grundmotiv seiner Soteriologie gemacht hat.
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Geißler, Hermann
Papst Franziskus ist es ein großes Anliegen, dass die Kirche auf der ganzen Welt missionarischer wird. In seinem programmatischen Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium wendet er sich an alle Gläubigen, «um sie zu einer neuen Etappe der Evangelisierung einzuladen».1 Was es bedeutet, ein Apostel und Missionar zu sein, können wir immer wieder neu vom Völkerapostel Paulus lernen.
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Duchesne, Jean
Wie der Krieg des 21. Jahrhunderts aussieht, wissen die Franzosen jetzt. Er kommt nicht mit einmarschierenden Armeen oder in einer atomaren Apokalypse, sondern er entsteht in ihrer Mitte. Junge Menschen wachsen in ihrer Republik auf, lernen im Ausland das Töten, und bringen den Krieg nach Frankreich im Namen ihrer Religion.
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Boulnois, Olivier
Beim marche républicaine, dem Gedenkmarsch vom 11. Januar 2015, fiel mir folgendes Plakat auf: Juifs, chrétiens, musulmans bisounours vaincra («Juden, Christen, Muslime Glücksbärchis werden siegen»).1 Diese Parole deutet an, religiöse Differenzen seien einzig zu überwinden durch den Regress in eine Welt des Märchenhaften, der Kindheit, frei von Religion und sonstigen Eigenheiten. Das Plakat erinnerte mich an die gemeinschaftlich erlebten Gefühle nach dem 11. September 2001.
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Hoff, Johannes
Als der britische Premier David Cameron im Frühjahr 2014 erklärte, «wir sollten unserem Ansehen als ein christliches Land mehr Vertrauen entgegen bringen», ging ein Aufschrei durch die liberale Presse. Eine Gruppe von mehr als 50 säkularen Humanisten und Atheisten ergriff umgehend das Wort und erklärte in einem offenen Brief des Daily Telegraph, Cameron spalte die Gesellschaft. Großbritannien ein christliches Land? Oder gespalten zwischen Christen und Nicht-Christen?
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