Kenosis: Die Macht der Ohnmacht (3/2015)
Mayer, Tobias
Der Christuspsalm im Philipperbrief erzählt eine erstaunliche Gottesgeschichte: Gott selbst habe sich seiner Gottheit frei entledigt und entleert, um der sterblichen Knechtsgestalt der Menschen gleich zu werden. Was die Theologie unter dem Begriff «Kenosis» fasst, meint einen Akt der Hingabe, der Selbstentäußerung, ja der Erniedrigung. Im Zentrum des Lieds wird die Ungeheuerlichkeit des Geschehens doppelt eingeschärft: «bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz» (Phil 2, 8bc).
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Weidemann, Hans-Ulrich;
«Habt unter euch das im Sinn, was auch in Christus Jesus (zu sinnen angemessen ist)» (Phil 2, 5). Mit diesen Worten leitet Paulus den sog. Christushymnus Phil 2, 611 ein. Aus den voranstehenden Versen 2, 14 wird deutlich, dass der Apostel in seiner Gemeinde gegenseitige Achtsamkeit und Dienen verwirklicht sehen will. Den anderen höher einschätzen als sich selbst, seine Interessen als die eigenen akzeptieren dieses im Verhalten sich manifestierende «Sinnen» entspricht laut Paulus dem Sein «in Christus Jesus».
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Henrici, Peter
Der Begriff der Kenosis, der auf den Philipperhymnus zurückgeht, bezeichnet ursprünglich den Verzicht des menschgewordenen Gottessohnes auf seine göttlichen Prärogativen. In der Neuzeit wurde er in der Theologie und darüber hinaus auf andere ähnliche Verzichtleistungen ausgeweitet. Doch erst spät erkannten einige Philosophen, dass auch die Weltschöpfung als eine Kenosis Gottes zu verstehen ist.
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Löser, Werner
Gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz war Jesus, der Mensch gewordene Sohn Gottes. Er hatte Knechtsgestalt angenommen und so konnte er uns Menschen auch da noch nahe sein, wo wir uns in die Ferne von Gott verirrt hatten. Er brachte das Heil in unsere Welt. Entäußerung, Annahme der Knechtsgestalt dies alles ist gemeint, wenn in der Theologie von der Kenosis gesprochen wird. Oft ist in der Geschichte über diese Kenosis nachgedacht und dann auch gesprochen worden. Einer Spur soll hier nachgegangen werden. Hans Urs von Balthasar hat sie gelegt.
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Greshake, Gisbert
Um Albert Peyriguère ist es in den letzten Jahrzehnten still geworden, mindestens in den deutschsprachigen Ländern. Während noch in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem damaligen lebhaften Interesse an Charles de Foucauld auch Peyriguère «entdeckt» wurde und drei seiner Schriften auch eine Übersetzung ins Deutsche fanden, kennen heute nur noch wenige seinen Namen, geschweige denn seine geistlichen Impulse. Bevor darum im Folgenden eine wichtige geistliche Einsicht Peyriguères zum Thema «Kenosis» entfaltet werden soll, ist es angesichts seines heutigen «Vergessenseins» wohl angebracht, einige biographische Notizen vorauszuschicken.
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Maier, Hans
In der Bibel kommen alle Menschen in den Blick nicht nur die exemplarischen, vollendeten, vorbildhaften. Die christliche Botschaft wendet sich an alle. So begegnen uns in den Evangelien nicht nur Könige, hohe Beamte, Offiziere, Reiche und Mächtige, sondern auch Handwerker, Fischer, Soldaten, Zöllner, Dirnen Menschen also, die bis dahin folgt man den Stilregeln der antiken Welt überhaupt keinen Anspruch auf literarische Gestaltung und Überlieferung hatten, es sei denn in der Komödie.
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Gustav, Schörghofer
Mit einem Schrei wird das 20. Jahrhundert in der Kunst eröffnet, und noch heute ist dieser Schrei nicht verhallt, ganz im Gegenteil wird er immer lauter und eindringlicher. Zugleich macht sich eine große Stille breit, eine unfassbare Leere. Und noch etwas anderes: Die hohen Inhalte verschwinden weitgehend aus der Kunst, die alten und modernen Mythen, biblischen Geschichten und Heiligenlegenden; an ihre Stelle treten unscheinbare Gegenstände des Alltags, Abfall, Gebrauchsgegenstände und Konsumgüter. So wie sich wesentliche Aspekte der italienischen Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts mit der Entdeckung des Individuums verbinden lassen und die südeuropäische, süddeutsche und österreichische Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts eng mit einer katholischen Reform verknüpft ist, so lassen sich wesentliche Aspekte der Kunst des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart mit dem Begriff der Kenosis verbinden.
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Schwienhorst-Schönberger, Ludger
Nach der Schoa hat mit einer gewissen Verzögerung in allen christlichen Konfessionen ein theologisch breit angelegter Prozess eingesetzt, der sich kritisch mit der Frage nach einem offenkundigen oder verborgenen Antijudaismus in der christlichen Tradition auseinandersetzt. In der katholischen wie der evangelischen Theologie gibt es kaum ein Fach, das sich von dieser Frage nicht hat in Anspruch nehmen lassen. Die theologische Aufarbeitung eines tatsächlichen oder vermeintlichen christlichen Antijudaismus ist zudem ein Beispiel für eine gelungene Interaktion und Konvergenz von Theologie und kirchlichem Lehramt respektive Kirchenleitungen.
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Tück, Jan-Heiner
In einem religionspolitisch aufgeheizten Klima für die Verständigung zwischen den Religionen zu werben, ist keine leichte Sache. Mit den Anschlägen von Paris und Kopenhagen ist endgültig klar geworden, dass die Morde im Namen Allahs nun auch Europa erreicht haben. Das Gesicht des Islams droht durch die Fratze des Islamismus entstellt zu werden. Als Gegenreaktion mehren sich Anschläge auf islamische Einrichtungen, die Skepsis gegenüber dem Islam wächst. Aber auch der Antisemitismus verzeichnet 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz wieder besorgniserregende Zuwachsraten. Auf Schulhöfen in Deutschland droht das Wort «Jude» erneut zu einem Schimpfwort zu werden.
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Dolna, Bernhard
In seiner Ansprache an die Jüdische Gemeinde in Deutschland, am 22. September 2011, betonte Papst Benedikt XVI., dass die Katholische Kirche eine große Nähe zum jüdischen Volk empfinde. Er ermutigte beide Seiten, sich um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und im Blick auf die katholische Kirche betonte er, dass es ein Gebot der Stunde sei, sich immer mehr der inneren Verwandtschaft mit dem Judentum klar zu werden.
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Maier, Hans
Die Zeiten, in denen die Mission nicht nur religiösen, sondern auch wissenschaftlichen Gewinn abwarf, liegen noch nicht lange zurück. Ein Lehrstuhl für Missionswissenschaft gehörte noch vor kurzem zur Grundausstattung vor allem der evangelisch-theologischen Fakultäten im deutschsprachigen Raum. Der am 24. April im Alter von 89 Jahren verstorbene Theologe Horst Bürkle darf als eine der letzten markanten Figuren dieser Tradition gelten, zu der so bedeutende Namen wie Karl Graul, Gustav Warneck, Julius Richter und Joseph Schmidlin gehören und die letztlich auf Anstöße von Friedrich Schleiermacher und Johann Baptist von Hirscher zurückgeht.
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