Armut (6/2015)
Stoll, Christian
Papst Franziskus hat in den nicht einmal drei Jahren seiner Amtszeit die Armut neu als Zentralthema des Christentums zu Bewusstsein gebracht. Von Anfang an hat er weithin beachtete Zeichen gesetzt: angefangen bei der Namenswahl, die an den poverello aus Assisi erinnert, über den demonstrativen Verzicht auf zeremoniellen Pomp oder die Fußwaschung in einem römischen Gefängnis am Gründonnerstag, bis hin zu seinem Besuch auf Lampedusa, die auch in der säkularen Öffentlichkeit große Resonanz hervorgerufen hat.
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Braulik, Georg
Bei Grabungen in Khirbet Qeiyafa wurde 2008 ein Ostrakon, eine beschriftete Tonscherbe, entdeckt. Der Fundort, eine von Mauern umgebene israelitische Verwaltungsstadt, liegt 27 km südwestlich von Jerusalem im Grenzgebiet zwischen Judäa und dem Philisterland. Die nur bruchstückhaft erhaltene Tinteninschrift auf dem Ostrakon ist einzigartig. Sie stammt aus dem 10. vorchristlichen Jahrhundert, aus der Zeit König Davids. Vielleicht handelt es sich um eine Schülerübung. Einige Schriftzeichen lassen sich nur hypothetisch rekonstruieren.
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Peterson, Erik
Der arme Mann lag noch immer auf der Straße vor dem Eingang zum Haus des Reichen. Man weiß nicht, wie er dorthin gekommen war, aber eines Tages lag er da. Niemand wird leugnen können, daß seine Anwesenheit als lästig empfunden wurde. Er hatte zwar niemals seine Hand ausgestreckt, um ein Almosen zu empfangen, aber er paßte nun einmal nicht in dieses Milieu. Die Handwerker, die in derselben Straße ihre Werkstatt hatten und deren, weiß Gott, bescheidenes Einkommen keinen Vergleich mit dem des Reichen aushielt, wurden nicht in diesem Maß als störend empfunden, sie waren durch ihre Arbeit gleichsam nobilitiert, aber dieser Arme, der auf der Straße lag, arbeitete nicht. Hatte er überhaupt je gearbeitet? Oder war er dafür zu entkräftet? Oder war es noch etwas anderes, das ihn am Arbeiten hinderte?
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Stoll, Christian
Die kleine Erzählung «Der Reiche und der Arme» ist eines der wenigen literarischen Stücke aus der Feder Petersons, die er selbst veröffentlicht hat. Sie ist ihm nach Auskunft von Heinrich Schlier während eines römischen Abendspazierganges «zugefallen» und nachher nicht mehr verändert worden.
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Boulnois, Olivier
Franz von Assisi kam in einer der damals reichsten Städte Mittelitaliens zur Welt, in einer gutsituierten bürgerlichen Familie und in der Epoche der anhebenden Verstädterung im Abendland. Man begann, mehr Güter zu produzieren als lebensnotwendig und die Handelsbeziehungen und der interkulturelle Austausch mehrten sich.
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Meier, Martin
Papst Franziskus hat die Option für die Armen und ekklesiologisch gewendet «eine arme Kirche für die Armen» zum Programm seines Pontifikats gemacht. Darüber wurden schon mehrere Bücher veröffentlicht.1 In diesem Beitrag soll es darum gehen, den Wurzeln der Option für die Armen in der jüngeren Kirchengeschichte vor allem Lateinamerikas und der Theologie der Befreiung nachzugehen.
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Müller, Gerhard Ludwig
«Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi». Mit diesem programmatischen Satz eröffnet die Pastoralkonstitution Gaudium et spes über die Kirche in der Welt von heute ihre Reflexionen über die fundamentalen Fragen des Menschseins in der Welt. Die immer aufs Neue einzufordernde Würde des Menschen, die stets zu reflektierende Frage nach der Gemeinschaft der Menschheit, die komplexen Fragestellungen bezüglich der Arbeitswelt des Menschen, seiner individuellen Lebensgestaltung in der Familie sowie seines kulturellen Beitrages in der sich rasch verändernden Welt, ...
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Schleinzer, Annette
«Um das Evangelium zu verkünden, muss man selbst arm werden. Nicht eine arme Welt ist das Hindernis für die Ausbreitung des Evangeliums, sondern die reichen Bezirke der Kirche.»1 Als Madeleine Delbrêl diesen Satz im Jahr 1951 schrieb, lebte sie schon fast zwanzig Jahre in Ivry, einer kommunistisch regierten Arbeiterstadt in der Pariser Banlieue. Zusammen mit ein paar Gefährtinnen versuchte sie dort, «Christus lebendig werden zu lassen mitten in einer Welt, in der er unbekannt ist.»
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Hänggi, Hubert
Wenn in unseren Breitengraden von Indien die Rede ist, tauchen bei sehr vielen Leuten Bilder von Armut und Elend auf. Tatsächlich gab es bis in unsere Zeit in Indien regelmäßig Hungersnöte. Der Kampf gegen die Armut stand so auch stets auf dem Programm politischer Parteien und Regierungen. Gewiss sind Erfolge zu verzeichnen. Doch leben noch immer sehr viele Menschen in Indien unter der Armutsgrenze. Heute werden genug Lebensmittel produziert. Doch es fehlt an Lagerhäusern und Transportmitteln, so dass Millionen von Tonnen Weizen verrotten.
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Gabriel, Ingeborg
In ersten Kommentaren wurde die im Juni dieses Jahres veröffentlichte Enzyklika Laudato si1 mit dem Gründungsdokument der katholischen Soziallehre, der Enzyklika Rerum novarum von Leo XIII. (1891), verglichen. Papst Franziskus selbst verweist, wohl um den Ernst der Lage zu betonen, in seiner Einleitung auf Pacem in terri von Johannes XXIII. (1963), das dieser angesichts eines drohenden Nuklearkriegs an die Welt richtete.
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Söding, Thomas
Die Pastoral steht in Deutschland und weiten Teilen Europas wie Amerikas vor dramatischen Veränderungen. Der Rückgang der Priesterweihen in demokratischen Wohlstandsgesellschaften, der vielerorts beobachtet wird, ist nicht schon die Ursache des Problems, sondern das Symptom starker Veränderungen in der gegenwärtigen Religiosität, die ihrerseits dem kulturellen Wandel unterliegt.1 Einerseits ändern sich die Rahmenbedingungen, andererseits die innerkirchlichen Verhältnisse, beides mit starken Wechselwirkungen.
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von Stosch, Klaus
Vor Jahresfrist hat mein Kollege und Doktorvater Karl-Heinz Menke in dieser Zeitschrift eine grundsätzliche Kritik an dem von mir vertretenen Programm der Komparativen Theologie vorgetragen1, die er inzwischen in seinem neuen, soeben erschienenen Buch ausdrücklich bekräftigt hat.2 Leider hat er es in diesem Zusammenhang unterlassen, die leitenden Ideen meines Ansatzes zu rekonstruieren. Deshalb will ich im Folgenden auf diese Kritik reagieren, indem ich zunächst kurz das Programm Komparativer Theologie und das in ihm liegende innovative Potenzial in Erinnerung rufe (1.), um dann einerseits Missverständnisse des Programms bei Menke richtig zu stellen (2.) und andererseits kurz die wenigen Differenzen zwischen unseren Ansätzen zu kommentieren (3.).
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Bauer, Dorothee
Beim Weihnachtsfest handelt es sich wohl um den «Exportmeister» christlicher Motive in die Gesellschaft. Längst haben pappschneebedeckte Weihnachtsbäume die Einkaufsmalls von Rio de Janeiro erobert, kaum ein deutsches Lied dürfte einen derartigen Bekanntheitsgrad weltweit aufweisen wie das Weihnachtslied «Stille Nacht». Dass das Weihnachtsfest außerhalb des Kirchenraumes zu einem kulturellen Großereignis, einem vielschichtig aufgeladenen Fest der Familie, des Friedens, des Schenkens geworden ist und Festbeleuchtung, Weihnachtsmänner und eine Dauerbeschallung mit Weihnachtsliedern das Kind in der Krippe in den Hintergrund treten lassen, nimmt Stephan Wahle nicht zum Anlass einer Lamentatio über die Verflachung eines christlichen Festes im «Weihnachtschristentum» (Matthias Morgenroth).
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