Aktuelle Ausgabe

Religion und Gewalt

Ausgabe: 2/2017
46. Jahrgang
 

Religion und Gewalt (2/2017)

Religion und Gewalt

Tück, Jan-Heiner

Unvergessen sind die Bilder von den einstürzenden Zwillingstürmen in New York am 11. September 2001. Dschihadistische Attentäter hatten voll besetzte Passagierflugzeuge in Bomben verwandelt und die hoch aufragenden Zitadellen des World Trade Center in Schutt und Asche gelegt. Die Absicht der Attentäter, in der westlichen Hemisphäre ein Gefühl der Unsicherheit und Angst zu erzeugen, ist aufgegangen. Eine ganze Serie weiterer Anschläge in den Metropolen Europas und anderswo hat in den letzten Jahren dem diffusen Gefühl weiter Nahrung gegeben, jeder könne jederzeit an jedem x-beliebigem Ort ein Anschlagsopfer des islamistischen Terrors werden.

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Compelle intrare

Maier, Hans

Der sittlichen Pflicht, die Wahrheit zu suchen und der erkannten Wahrheit zu folgen, kann der Mensch nur in völliger Freiheit entsprechen. Daher verbietet sich staatlicher oder kirchlicher Zwang in Religionsdingen von selbst. Diese Einsicht war in der christlichen Theologie schon früh verbreitet und ist in vielen patristischen Texten belegt. In ihnen spiegelt sich die Befreiung des christlichen Glaubens vom Druck der antiken Staatskulte: an die Stelle kollektiver Rituale trat immer stärker das persönliche Bekenntnis von Einzelnen.

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Christentum, Islam und Europa

Rhonheimer, Martin

Der Islam ist eine Religion, die sich nicht nur als Offenbarungsglaube, kultische Praxis und ethisches Normgefüge, sondern ganz wesentlich auch als politische, rechtliche und soziale Ordnung versteht. Insofern erscheint der Islam – gerade als Religion – mit der politischen Kultur des freiheitlichen, säkularen Rechtsstaates nicht nur unvereinbar, sondern auch nicht in ihn integrierbar. Mögliche Gefahr ist ein Dauerkonflikt, der unser Rechtssystem und den gesellschaftlichen Zusammenhalt einer ständigen Zerreißprobe aussetzt.

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Gewalttexte in Bibel und Koran

von Stosch, Klaus

Die Heiligen Texte der monotheistischen Religionen haben derzeit keine gute Presse. Ihr Gewaltpotenzial stößt viele unserer Zeitgenossen ab und auch ihr Gottesbild scheint hochambivalent zu sein. In besonders überspitzter Form begegnet uns eine derartige Skepsis im sogenannten neuen Atheismus. So schreibt etwa Richard Dawkins in seinem Bestseller Der Gotteswahn: «Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt der gesamten Dichtung: eifersüchtig und auch noch stolz drauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Kontroll-Freak; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, kinds- und völkermörderischer, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann.»

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Tötet Religion?

Wenzel, Uwe Justus

Er halte es für falsch, von «islamischer Gewalt» zu sprechen, gab unlängst Papst Franziskus während einer Pressekonferenz zu Protokoll. Die brutale Ermordung eines katholischen Priesters in einer Kirche in der Normandie lag erst wenige Tage zurück – die beiden Täter hatten sich zur Terrormiliz Islamischer Staat bekannt. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Weltkirche wollte offensichtlich vor pauschalen Verdammungsurteilen warnen: In jeder Religion gebe es «kleine fundamentalistische Gruppen», die mit der betreffenden Religionsgemeinschaft im Ganzen zu identifizieren ungerecht sei.

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Faszination Dschihad

Mühl, Britta

Die Anschläge von Paris, Kopenhagen, Nizza und Berlin erfüllen die westliche Welt mit Fassungslosigkeit. Es scheint so, als könne es jeden von uns jederzeit treffen. Die islamistischen Gewalttäter zielen bewusst auf die Psyche und wollen das Vertrauen in die Mitmenschen und die Welt erschüttern. Doch warum ziehen junge Europäer in den Krieg und wie erklärt sich die ungebrochene Anziehungskraft salafistischer und dschihadistischer Gruppen? Der deutsche Theologe und Politik-Philosoph Jürgen Manemann nähert sich dem Problem Dschihadismus in seinem 2015 erschienenen Buch «Der Dschihad und der Nihilismus des Westens»1 durch eine kritische Bestandsaufnahme der europäischen Gesellschaften.

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«Feuerschlag des Himmels»

Über die Anstößigkeit des Kreuzes - Thomas Hürlimann im Gespräch mit Jan-Heiner Tück

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Wer könnte das Eine nicht lieben?

Hürlimann, Thomas

Unter Universum verstehen wir heutzutage das Ganze, das Gesamte, das Weltall. Ursprünglich war es eine Wortschöpfung von Augustinus, aus dem Lateinischen versus: gegen, in Richtung auf, und unum: das Eine. Universum: Auf das Eine zu, ins Eine gewendet. Augustinus wollte damit sagen, dass Denken und Philosophieren eine Suche nach dem Einen ist, wobei das Eine Gott, aber auch die Seele sein kann.

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Der leise Prophet

Spieker, Manfred

Joseph Ratzinger - ein Prophet der Soziallehre? Das war nach seiner theologischen Karriere an den Universitäten Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg nicht ohne weiteres zu erwarten. Fundamentaltheologie und Dogmatik, die Disziplinen, in denen er forschte und lehrte, lenkten ihn nicht automatisch zur katholischen Soziallehre. Und wenn er dann doch einmal einen Ausflug in diese Disziplin unternahm, bewegte er sich auf dünnem Eis.

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Dunkle Sakralität

Leven, Benjamin

Er ist gütig und bescheiden, barmherzig und liebevoll. Er ist stets den Menschen zugewandt, vor allem denen an den Rändern der Gesellschaft. Er respektiert das Gewissen der Gläubigen und behandelt sie nicht mit übertriebener Strenge. Er schneidet alte Zöpfe ab und verzichtet auf altmodische Insignien. Er umarmt alle, überwindet Grenzen und Mauern und ruft zu einer Revolution der Zärtlichkeit auf. Dies ist das Bild, das die öffentliche Darstellung von Papst Franziskus bestimmt. Da liegt in Gedankenexperiment nahe. Wäre das komplette Gegenteil vorstellbar?

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Im oberschwäbischen «Vorzimmer des Himmels»

Kiesel, Helmuth

Am liebsten würde ich Martin Walser, der am 24. März seinen neunzigsten Geburtstag hat, hier einmal als Kirchendichter rühmen. Nicht wirklich im Ernst natürlich. Denn Martin Walser ist bekanntlich kein Kirchendichter, sondern, wenn man sein Schaffen mit einer prägnanten Formel benennen will, ein Dichter – und das heißt in diesem Fall: ein Verdichter – der menschlichen Daseinsweise unter den Bedingungen der ganz und gar säkularisierten und mit allen Wassern der Erkenntniskritik und Dialektik, der Transzendenzbezweiflung und Diesseitsfixierung, der Konsumorientierung und des Hedonismus gewaschenen, ja abgebrühten Moderne inklusive ihrer postmodernen Steigerungsform.

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