Bibel (6/2017)

Bibel

Söding, Thomas

2017 ist nicht nur ein Gedenkjahr der Reformation. Obwohl nicht offiziell dazu ausgerufen, ist es auch ein Jahr der Bibel. Die neue Einheitsübersetzung (EÜ) ist erschienen, nach Jahren der Vorarbeit. Christoph Dohmen, einer der Revisoren, beschreibt ihre Charakteristika. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat ihre Feierlichkeiten am 31. Oktober 2016 mit der Vorstellung der gleichfalls sorgfältig überarbeiteten «Lutherbibel» eröffnet. Corinna Dahlgrün, die an der Neuausgabe mitgewirkt hat, zeichnet «Luther» in die evangelische Kulturlandschaft ein, in der die Bibel als theologischer Leuchtturm strahlt.

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Lesen, Staunen und Verstehen

Söding, Thomas

«Was du siehst, schreibe in ein Buch» - Johannes von Patmos bezeugt, eine solche Stimme gehört und ihr Folge geleistet zu haben (Offb 1, 11). Als er sich umwendet, um zu erkennen, wer ihn angeredet hat, sieht er den Menschensohn in seiner erschreckenden Schönheit (Offb 1, 11-16). Sie haut ihn um: Er fällt wie tot zu Boden (Offb 1, 17) - bis Jesus ihm seine rechte Hand auflegt. Er richtet ihn auf, indem er sich selbst offenbart: Er ist der, der tot war und auferstanden ist (Offb 1, 17-18). Dann folgt die Wiederholung des Auftrages: «Was du gesehen hast, schreibe auf» (Offb 1, 19). Wie ein roter Faden zieht sich durch das ganze Buch die Beteuerung: «Ich sah»; und was er sah, schrieb er auf.

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Anspruch und Wirklichkeit

Dohmen, Christoph

Für ein Urteil über den Gewinn, den die Revision der Einheitsübersetzung für ihre Nutzer gebracht hat, oder deren Praxistauglichkeit, ist es noch zu früh, denn der Text wurde der Öffentlichkeit erstmals im September 2016 vorgestellt und von Jahresbeginn 2017 an kamen die verschiedenen Ausgaben auf den Markt. Gleichwohl kann man an ersten Stellungnahmen von einfachen Bibellesern bis hin zu Bibelwissenschaftlern ablesen, welche Erwartungen mit der revidierten Einheitsübersetzung verbunden waren und sind. Mehr oder weniger ausführliche Reaktionen finden sich in unterschiedlichen Zeitungen und Zeitschriften ebenso wie in theologischen Fachpublikationen und auch schon in kleineren Monografien1.

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Bilder der Bibel - Bibel der Bilder

Reichling, Philipp

Viele Texte der Bibel sind von ausgeprägter Anschaulichkeit und rufen bildliche Vorstellungen beim Leser und Hörer hervor: ob Schöpfungsbericht, Vätererzählungen oder Gleichnisse und Wundgeschichten Jesu. Kein Wunder, dass die Imaginationskraft, die diese Texte auslösen, auch dazu geführt hat, biblische Texte bildlich darzustellen. Bereits im hellenistischen Judentum gab es Illustrationen biblischer Texte wie zum Beispiel die Fresken in der Synagoge von Dura-Europos (vor 256 n. Chr.), obwohl das biblische Bilderverbot solche Darstellungen untersagte (vgl. Ex 20, 4; Dtn 5, 8). Es wird allgemein davon ausgegangen, dass die Anfänge christlicher Darstellungen biblischer Motive neben der antiken Bildkunst von jüdischen Vorbildern geprägt sind. Dafür spricht nicht zuletzt die deutliche Rezeption alttestamentlicher Themen in frühchristlicher Zeit, die man im 3. Jahrhundert bereits in der Sepulkralkunst findet und ab dem 4. Jahrhundert in den Illustrationen biblischer Texte erst auf Schriftrollen und schon bald auch in den Codices.

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«Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege»

Dahlgrün, Corinna

Die Bibel - woran denkt eine evangelische Christin, ein evangelischer Christ, wenn er oder sie gefragt wird, wie sein oder ihr Umgang mit diesem Buch aussieht, wenn er Auskunft geben soll, welche Rolle es in seinem Leben spielt? Und an welche Bibel denkt er oder sie dabei? Die letztere Frage hängt zunächst einmal davon ab, ob dieser evangelische Mensch (der Einfachheit halber beschränken wir uns auf Personen im deutschen Sprachraum) der Kirche näher oder ferner steht, ob er oder sie lutherisch oder reformiert ist, feministisch orientiert oder im jüdisch-christlichen Dialog engagiert, ob er oder sie in Bibelkreisen mitarbeitet und sich theologisch weiterbildet.

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Gottes Wort sehen

Böntert, Stefan

«Von größtem Gewicht für die Liturgiefeier ist die Heilige Schrift» (SC 24). Mit dieser Maßgabe hat das II. Vatikanum die Grundlage für eine neue Verankerung der Bibel in der Liturgie geschaffen. Lange stand das Wort der Bibel im Schatten der Sakramente, heute gehören die Schriftlesungen zum tragenden Grundgerüst des gottesdienstlichen Lebens. Besonders sichtbar wird das Umdenken des Konzils bekanntlich in der erneuerten Leseordnung für die Eucharistiefeier an Sonn- und Festtagen. Auch wenn die Zusammenstellungen der Texte etliche Fragen aufwerfen, bringt die reichere Auswahl die inneren Verbindungen, die zwischen der Schriftverkündigung und der Feier des Glaubens bestehen, vernehmbar zum Ausdruck.

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Das wäre ja nur eine halbe Offenbarung, oder sogar nur ein Viertel!

Möllenbeck, Thomas

Im Jahr der Erinnerung an den Beginn der Reformation wird nicht nur gefragt, was in den letzten 500 Jahren aus dem Reformator Martin Luther geworden ist, sondern auch, welche Bedeutung die Exklusivpartikel für unsere Zeitgenossen noch haben können. Hier soll es um das sola-scriptura-Prinzip gehen. John Henry Newman konnte ihm durchaus Wahrheit abgewinnen, einige protestantische Theologen hingegen (z.B. Ulrich Luz1) meinen, der zuversichtliche Wahrheitsanspruch, mit dem die Reformatoren das sola scriptura als Konsensprinzip einführten, sei inzwischen durch die Interpretationsvielfalt moderner Exegese ad absurdum geführt; wobei manche das sola scriptura freilich gerade als Dissensprinzip neu zu schätzen wissen.

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Simsons Quell

Roth, Patrick

Lassen Sie mich einmal bewußt mit einigen Thesen über die neuesten großartigen Übersetzungen hinaussehen, die Übersetzungen der letzten Jahrzehnte miteingeschlossen.

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In Gegenwart des Dritten

Tück, Jan-Heiner

Es gibt Worte, die die Wirklichkeit setzen, die sie bezeichnen. Es sind performative Sprechakte, die Wirklichkeit nicht nur beschreiben, sondern von Grund auf verändern. Das Ja-Wort zwischen Mann und Frau bei der kirchlichen Trauung gehört dazu. Sie versprechen einander, ihr Leben nicht mehr ohne den anderen führen zu wollen - «in guten wie in schlechten Zeiten», für immer! Dieses Versprechen stiftet einen Bund - und dieser Bund ist weniger ein Ideal als eine Wirklichkeit, in der sie fortan stehen, aus der sie fortan leben. Die eigene Geschichte an die Geschichte des anderen zu binden, und dies dauerhaft, das ist angesichts der Unwägbarkeiten des Lebens heute durchaus riskant - und nicht wenige sind heute unsicher, ob sie dieses Risiko eingehen sollen und ob ihre Liebe den gesteigerten Herausforderungen des Lebens gewachsen ist. «

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«Amoris Laetitia» und das gestörte Verhältnis von Glaube und Sakrament

Menke, Karl-Heinz

In den teilweise heftig geführten Diskussionen um das postsynodale Lehrschreiben «Amoris Laetitia» (AL)1 ging es zumeist um die Spezialfrage, ob zivil wiederverheiratet Geschiedene unter bestimmten Bedingungen die Sakramente der Versöhnung und der Eucharistie empfangen können. Dabei vorausgesetzt wurden stets die relativ seltenen Fälle, in denen gläubige Katholiken, die in Übereinstimmung mit ihrer Kirche leben wollen, an dem Ausschluss von den Sakramenten leiden. Doch die große Mehrheit der in punktueller oder genereller Diskrepanz zum sakramentalen Selbstverständnis ihrer Kirche lebenden Katholiken ignoriert die kirchenrechtlichen Konsequenzen. Viele Kirchensteuerzahler leben ein Auswahl- oder Patchwork-Christentum. Sie kommunizieren sakramental, ohne sich zu fragen, ob sie in Übereinstimmung mit der Kirche leben.

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Die Bundestagswahl 2017 und die Christen

Ein Gespräch mit Hans Maier zu den politischen Verschiebungen der Gegenwart

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