Essen (4/2018)

Essen

Zaborowski, Holger

Das vorliegende Heft der «Communio» ist dem Essen und damit einem der wichtigsten menschlichen Grundvollzüge gewidmet. Denn alle Menschen essen - und müssen essen. Was und wie sie essen, sagt viel über ihr Menschsein aus, über ihre Kultur, ihre Traditionen, ihre religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen oder auch über die Region, in der sie leben. Auch im Christentum spielt das Essen eine zentrale Rolle. Zwar führt zum einen das Christentum zu einer «Säkularisierung» des Essens. Christsein, die Beziehung zu Gott, entscheidet sich, auch wenn Jesus dem Fasten eine große Bedeutung zuspricht, nicht daran, was man isst oder eben nicht isst.

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«Essen (und Trinken) hält Leib und Seele zusammen»

Zaborowski, Holger

Über das Essen wird heute mehr gesprochen und geschrieben als je zuvor. Es gibt Blogs, Bücher, Zeitschriften und Magazine oder Radio- und Fernsehsendungen, die das Essen (wie auch das Trinken) in den Blick nehmen. Alltäglich werden neue kulinarische Welten erschlossen oder vergessene Traditionen wiederentdeckt. Neben allgegenwärtigem «Fast Food» und der «Technisierung» in der Produktion und Herstellung von Nahrungsmitteln steht das Engagement für «slow food», für alternative Formen der Erzeugung von Nahrungsmitteln, der Zubereitung von Speisen und des Essens.

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Profanes Mahl oder heilige Speise?

Schumacher, Thomas

In Zeiten, in denen man aus dem Urlaub noch Postkarten schrieb, oder - wenn die gestrenge Verwandtschaft fordernd genug war - gar schreiben musste, da konnte man mittels der zwei knappen Angaben «Wetter schön» und «Essen gut» auf engstem Raum sowohl die wesentlichen Eckdaten einer Reise den Daheimgebliebenen kommunizieren als sie auch von den allergrößten Sorgen befreien. Und wenn man es dann gut mit ihnen meinte, so lud man sie nach der glücklichen Heimkehr zu einem Lichtbildervortrag zu sich ein, um ihnen die mehr oder minder zahlreichen Eindrücke in der Ferne auf anschauliche Weise vor Augen zu führen.

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«Was ist das?»

Metzdorf, Justina C.

Verbindungslinien zwischen dem Alten und dem Neuen Testament zu entdecken, sie theologisch auszuziehen und auf ihre Bedeutung für das Leben der Christen hin zu interpretieren, gehört zu den prägenden Merkmalen der patristischen Schriftauslegung. Im Fall des alttestamentlichen Motivs vom «Manna» muss eine solche Verbindungslinie nicht erst gesucht werden, sie ist ganz offensichtlich gegeben, insofern, als Jesus selbst in der Brotrede des Johannesevangeliums auf die Ereignisse, die das Buch Exodus im 16. Kapitel erzählt, Bezug nimmt: «Ich bin das Brot des Lebens.

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Christliche Rituale des Essens - einst und heute

Fuchs, Guido

«Kaum hat der Ober die Vorspeisenteller abgesetzt, da zücken junge Japanerinnen ihre Fotoapparate und schenken der Welt ihre Tagessuppen. Wir haben früher nur gebetet.» Der Aphorismus des Kabarettisten Piet Klocke zeigt, dass es noch immer Rituale um das gemeinsame Essen gibt. Vielleicht sind sie nicht mehr als religiös zu deuten oder zu erkennen – vielleicht sind sie aber auch nur eine neue Art von Religiosität, in der es um eine Liturgie der Inszenierung geht mit neuartigen Riten und einer besonderen Sinnstiftung.

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Essen als Befreiung

Ramb, Martin W.

«Es ist die Freude, an einen revolutionären Wandel und eine neue Menschlichkeit glauben zu können. Es ist die Freude, die Franziskus' Worte verbreiten, voller Hoffnung, auch wenn sie die Schlimmsten der Katastrophen beschreiben, in denen wir uns befinden.» Dieser Satz von Carlo Petrini, dem Vater und der Leitikone der weltweiten Slow-Food-Bewegung, findet sich bemerkenswerterweise im von ihm verfassten Vorwort1 der italienischen Ausgabe der 2015 veröffentlichten Enzyklika «Laudato si» von Papst Franziskus. Der 68-jährige italienische Altlinke und Agnostiker Petrini lobt und würdigt hierin den ganzheitlich ökologischen Ansatz des Papstschreibens, das alle Bewohner des «gemeinsamen Hauses» der Erde, dazu aufruft, ihren Lebensstil, Produktionsmethoden und Konsumverhalten radikal zu ändern.

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«Nehmt, esst! Dies ist mein Leib»

Menges, Thomas

Das letzte Abendmahl Jesu im Kreis seiner zwölf Jünger wird von den Evangelien nach Markus (Mk 14, 12-26) und Matthäus (Mt 26, 17-29) sowie vom Evangelium nach Lukas (Lk 22, 7-20) und von Paulus im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth (1 Kor 11, 23-26) tradiert. Bei Matthäus heißt es, dass Jesus während des Mahls Brot segnet, es bricht und den Jüngern mit den Worten «Nehmt, esst! Dies ist mein Leib.» (Mt 26, 26) zu essen gibt. Hier soll an drei Beispielen erkundet werden, wie bildende Künstler die Aufforderung Jesu visualisiert haben. Anders formuliert: Wie haben Maler die im Medium Text überlieferten Worte Jesu in das andersartige Medium Bild transformiert?

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Augustinus, die Manichäer und das Essen von Fleisch

Massie, Alban

Possidius, Schüler und Biograph des hl. Augustinus, berichtet, dass auf die bischöfliche Tafel in Hippo nur «Gemüse und Kräuter» kamen.1 Wirkten in dieser vegetarischen Lebensweise die Vorschriften der Manichäer nach, denen Augustinus in seiner Jugend gefolgt war? Ist sie ein Zeichen, dass er hintergründig immer noch ein wenig Manichäer blieb? Die Manichäer verboten das Essen von Fleisch. Das, wie auch ein gewisses Misstrauen gegen alles Fleischliche überhaupt, hatten ihm zu seinen Lebzeiten seine donatistischen (Petillian) oder pelagianischen Gegner ( Julian) vorgeworfen. Possidius berichtet jedoch auch, dass den Kranken und auswärtigen Gästen am bischöflichen Tisch Fleisch vorgesetzt wurde und dass man zu jedem Essen Wein trank.

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Gnade und Berufung ohne Reue

Ratzinger, Joseph

Die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen «Nostra aetate», deren vierter Artikel dem Judentum gewidmet ist, wurde am 28. November 1965 mit einer nahezu moralischen Einmütigkeit von den Konzilsvätern angenommen und vom seligen Papst Paul VI. promulgiert. Vor allem über den vierten Artikel hat der Konzilsberater Joseph Ratzinger damals geurteilt, im Verhältnis zwischen Kirche und Israel sei «eine neue Seite im Buch der beiderseitigen Beziehungen» aufgeschlagen worden (Die letzte Sitzungsperiode des Konzils, Köln 1966, 68). Anlässlich des 50. Jahrestags der Promulgation von «Nostra aetate» hat die Vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum ein neues Dokument veröffentlicht mit dem Titel «Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt» (Röm 11, 9). Dieses Dokument wurde der Öffentlichkeit mit der Zielsetzung übergeben, «Ausgangspunkt für eine weitere theologische Reflexion zu sein, so dass die theologische Dimension des jüdisch-katholischen Dialogs bereichert und intensiviert wird».

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Apologie der Erbsünde

Kleinschmidt, Sebastian

Obwohl ich einem evangelischen Pfarrhaus entstamme, ist es mir nicht an der Wiege gesungen worden, dereinst einmal, noch dazu in einer katholischen Akademie1, das Wort zur Verteidigung der Erbsünde zu ergreifen. Doch nicht für sie, die Ursünde selbst, will ich eine Lanze brechen, für jene Erstgestalt des Abfalls, welche laut offiziellem Bekenntnis beider christlicher Kirchen von Generation zu Generation, von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben wird, wohl aber für das Mahnende in der Lehre von ihr. Oder doch für beides? Man wird sehen. Ich habe keine festumrissene Position im vorhinein. Ich bin selber gespannt, wohin mich die Gedanken tragen werden.

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Religionswissenschaften und katholische Theologie

Stoll, Christian

Eine Annäherung an Hans Joas’ Vermittlungsversuch im neuen Streit der Fakultäten: In der Familie der Wissenschaften, die sich mit Religion beschäftigen, ging es noch nie besonders harmonisch zu. Man denke an den alten «Streit der Fakultäten», der mit der Etablierung der Philosophie als eigenständiger Disziplin unter dem Dach der abendländischen Universitäten aufkam und seit Immanuel Kant mit anhaltender Schärfe ausgetragen wurde.

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Als Schwächling auf die Welt gekommen?

Gassmann, Michael

Ein junger Mann wird bald dreißig. Aus Angst davor, das Leben zu verpassen, aus Angst vor einer Zukunft mit Festanstellung und Rentenversicherung lässt er sich von einem Bekannten dazu überreden, in sieben Nächten je eine der sieben Todsünden zu begehen. Dieses Arrangement gibt der Geschichte, die Simon Strauss in der Ich-Form erzählt, ihr Gerüst. Freilich werden all jene Leser enttäuscht, die auf eine Geschichte voller Exzesse gehofft hatten. Die Todsünden des Protagonisten sind allenfalls ein ganz klein bisschen sündig: Völlerei erschöpft sich im Verzehr von Fleisch im Sternerestaurant, Faulheit ereignet sich auf dem Sofa des eigenen Wohnzimmers. Neid entwickelt der Erzähler auf die vor ihm Geborenen, die noch in richtigen Bibliotheken statt Servicestationen mit Büchern lernen und arbeiten durften.

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Lorscher Bienensegen

Albinus, Anna

Zum ersten Mal begegnet ist mir der nach seinem Fundort Lorsch benannte Bienensegen in der Übertragung des Avantgardedichters Thomas Kling, der im Jahr 2001 eine Anthologie mit dem Titel Sprachspeicher. 200 Gedichte auf deutsch vom achten bis zum zwanzigsten Jahrhundert herausgegeben hat, worin das frühmittelalterliche Miniepos Eingang fand. Erstaunlich genug bei einer Auswahl von nur zweihundert Texten über achtzehn Jahrhunderte, war Kling wohl ebenfalls vom Ungezähmten der Zeilen fasziniert, die kopfüber als althochdeutsches Einsprengsel in eine lateinische Sammelhandschrift apokrypher und homiletischer Themen eingedrungen sind.1 Wie den Bienen selbst scheint auch dem Gedicht schwer beizukommen zu sein, was neben der historischen Distanz zum Text auch an der Merkwürdigkeit seiner Überlieferung liegt: Auffindungsort und Sitz im Leben rufen ein adson’sches Setting2 wach und lassen sogleich über Schreiber und Tat phantasieren.

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