Europa (6/2018)

Europa

Maier, Hans

Über Europa, über die politische Lage im europäischen Raum wird zur Zeit viel nachgedacht und diskutiert. Die Debatten stehen im Zeichen einer offenkundigen politischen Krise. Fragen werden aufgeworfen, die früher kaum gewagt wurden: Hat der Kontinent in einer Welt der Riesen - China, Indien, die USA, Russland - überhaupt noch Gewicht, ist er in einer globalen Welt noch wahrnehmbar? Ist Europa fähig zu eigenständigem Handeln - einem Handeln, das alle Mitgliedstaaten der EU verpflichtet? Bildet Europa für sie alle ein gemeinsames Vaterland – oder setzt es sich zusammen aus vielen einzelnen Vaterländern, die nur provisorisch miteinander in Kontakt sind? Werden die 28 Nationen der EU künftig in einem europäischen «Staatenverbund» aufgehen, oder stehen alle nur vereinzelt für sich selbst - und oft auch im Gegensatz zueinander?

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Vor historischen Herausforderungen

Weidenfeld, Werner

Gleichsam wie ein Seismograph für die Erschütterungen des Kontinents lassen sich die aktuellen medialen Schlagzeilen heranziehen: «Die Welt ist aus den Fugen geraten» - «Weckruf für Europa» - «Das große Durcheinander» - «Der Zauber der Populisten» - «Sehnsucht nach starker Führung» - «Europäisches Selbstbewusstsein gefordert» - «Die Zeit erfordert Alarmismus» - «Europa, Labyrinth der Interessen» - «Schafft Europa das?» - «Scheitert Europa?» - «Europa. Nie hatten wir so viel zu verlieren wie heute».

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Europa – ein katholisches Projekt?

Maier, Hans

Drei «Männer von der Grenze» haben in den fünfziger Jahren den Anstoß zur europäischen Einigung gegeben: der Lothringer Robert Schuman, der Rheinländer Konrad Adenauer und der Trentiner Alcide De Gasperi. Sie überwanden den Nationalismus, der in zwei Weltkriegen zahlreiche europäische Länder zerstört und ein politisches Chaos angerichtet hatte, und sie begründeten eine neue Epoche friedlicher übernationaler Zusammenarbeit. Alle drei waren praktizierende Katholiken. Ist Europa also ein katholisches Projekt?

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Europa semper reformanda est

Schäuble, Wolfgang

Im europaweiten Feuerwerk an Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr ist mir der Titel eines Wiener Symposiums besonders aufgefallen: «Europa semper reformanda». In diesem Gedanken verbirgt sich viel von der historischen, kulturellen, geistigen und politischen Wirklichkeit unseres Kontinents und seiner Komplexität. Europas Reichtum steckt von jeher in der Vielfalt seiner Kultur, der religiösen Überzeugungen und politischen Ideen, die hier ihren Ausgang nahmen und uns bis heute prägen.

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Europa und der Islam

Cavuldak, Ahmet

Auf den ersten Blick scheint es schwierig zu sein, Europa und Islam überhaupt sinnvoll aufeinander zu beziehen, ist doch Europa eine Weltgegend und der Islam eine Weltreligion. Dennoch ist es allenthalben selbstverständlich, den europäischen Kontinent und die islamische Religion einander gegenüberstellend zu betrachten. Hinter dieser Selbstverständlichkeit steht wohl die Annahme, dass Europa historisch von einer anderen großen Weltreligion geprägt wurde, nämlich vom Christentum. So gesehen ist immer auch das Christentum gemeint, wenn von Europa die Rede ist. Eine andere Lesart der Geschichte wird Europa im Rahmen des modernen Fortschrittsnarrativs mit Verweltlichung und Säkularisierung in Verbindung bringen. Beide Lesarten würden aber darin übereinstimmen, dass der Islam für Europa - trotz mancher fruchtbarer Begegnung hier und dort - das Andere, ja das Fremde verkörpert.

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Europa in Konflikten

Mockel, Hans Georg

Die dringende Notwendigkeit der Friedensförderung ist in Europa deutlich sichtbar: Sie zeigt sich heute insbesondere in der durch Konflikte - innerhalb und außerhalb Europas - ausgelösten Migration, in der Erfahrung des Terrorismus und in der weiterhin bestehenden Konfliktsituation im Osten der Ukraine. Einen wichtigen Beitrag zur Friedensförderung leistet die von 57 Teilnehmerstaaten1 gebildete Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die der Frühwarnung, Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und Konfliktfolgenbeseitigung dient.

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Europa als christliches Abendland?

Irlenborn, Bernd

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte ein Leitbegriff für die angestrebte europäische Integration eine Hochkonjunktur: die Vorstellung von Europa als «christliches Abendland». So hieß es beispielsweise bei Konrad Adenauer in einer Rede von 1951: «Die Integration Europas ist die einzige mögliche Rettung des christlichen Abendlandes.»1 In den Trümmern des Weltkriegs war die Vorstellung von der Geburt Europas aus der christlich-abendländischen Kultur nicht nur für die Initiatoren der europäischen Einigung, Adenauer, De Gasperi und Schuman, bestimmend, sondern prägte in verschiedener Weise auch Strömungen des politischen Katholizismus, der Parteiprogramme und der Publizistik in der Mitte des letzten Jahrhunderts.

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Sexueller Missbrauch in der Kirche und das Konzept der Vulnerabilität

Westerhorstmann, Katharina

Noch im Juni 2018 resümierte die Kommissionsvorsitzende der Unabhängigen Kommission der Bundesregierung im Rahmen der Vorstellung einer Fallstudie, es gebe «in den Kirchen immer noch ein Überlegenheitsgefühl, das das Eingestehen von Fehlern verhindert.»1 Fehler einzugestehen, setzt das Wissen um begangene Taten und ungute Strukturen voraus. Im September 2018 wurden im Rahmen Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe die Ergebnisse der bislang größten Studie zum sexuellen Missbrauch durch Kleriker in der Katholischen Kirche in Deutschland vorgestellt («MHG-Bericht»2).

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BENEDIKT XVI. und RABBI ARIE FOLGER

Tück, Jan-Heiner

Noch im Juni 2018 resümierte die Kommissionsvorsitzende der Unabhängigen Kommission der Bundesregierung im Rahmen der Vorstellung einer Fallstudie, es gebe «in den Kirchen immer noch ein Überlegenheitsgefühl, das das Eingestehen von Fehlern verhindert.»1 Fehler einzugestehen, setzt das Wissen um begangene Taten und ungute Strukturen voraus. Im September 2018 wurden im Rahmen Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe die Ergebnisse der bislang größten Studie zum sexuellen Missbrauch durch Kleriker in der Katholischen Kirche in Deutschland vorgestellt («MHG-Bericht»2).

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Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. über das Judentum

Hoping, Helmut

Der in dieser Zeitschrift veröffentlichte Artikel «Gnade und Berufung ohne Reue. Anmerkungen zum Traktat De Iudaeis» von Benedikt XVI. wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.1 Die Kritik reicht bis zum Vorwurf des Antisemitismus bzw. Antijudaismus. Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, meint, Benedikt XVI. «sei vielleicht kein Antisemit»2, doch sein Artikel «baue mit am Fundament des neuen Antisemitismus auf christlicher Grundlage»3. Der Wuppertaler Theologe Michael Böhnke spricht von einer Fortschreibung und Zementierung des christlichen Antijudaismus und der Legende vom großen Theologen Ratzinger.

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Judentum und Einheit beider Testamente im Werk Joseph Ratzingers

Buckenmaier, Achim

Bereits während des Pontifikates Benedikts XVI. galt manchen Beobachtern das Verhältnis des Papstes zum Judentum als ambivalent: Es war gekennzeichnet von profunder theologischer Kenntnis und Reflexion, die in bisher nie da gewesener Klarheit Eingang in päpstliche Texte, Reden und Homilien fand, von eindeutigen Gesten, persönlicher Hochachtung und Freundschaft und von gegenseitiger Bereicherung. Die Causa Williamson und die Neuformulierung der Karfreitagsbitte für die wieder allgemein zugelassene tridentinische Messe erregten aber auch Missfallen und trafen auf Skepsis. Nun rief die jüngste Wortmeldung des emeritierten Papstes, seine «Anmerkungen zum Trakat De Iudaeis» in dieser Zeitschrift1, erneut eine Welle von meist kritischen Reaktionen hervor.

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Poetische Pneumatologie

Tück, Jan-Heiner

Bereits während des Pontifikates Benedikts XVI. galt manchen Beobachtern das Verhältnis des Papstes zum Judentum als ambivalent: Es war gekennzeichnet von profunder theologischer Kenntnis und Reflexion, die in bisher nie da gewesener Klarheit Eingang in päpstliche Texte, Reden und Homilien fand, von eindeutigen Gesten, persönlicher Hochachtung und Freundschaft und von gegenseitiger Bereicherung. Die Causa Williamson und die Neuformulierung der Karfreitagsbitte für die wieder allgemein zugelassene tridentinische Messe erregten aber auch Missfallen und trafen auf Skepsis. Nun rief die jüngste Wortmeldung des emeritierten Papstes, seine «Anmerkungen zum Trakat De Iudaeis» in dieser Zeitschrift1, erneut eine Welle von meist kritischen Reaktionen hervor.

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Klaus Demus

Tück, Jan-Heiner

Selten wurde in deutscher Sprache ein schönerer Hymnus auf den Wald angestimmt als in diesem Gedicht. Es ist vollkommen eins mit der Welt, aus der es kommt und über die es spricht. Als wären Erinnerung und Sehnsucht nichts, was man noch unterscheiden kann. Nirgendwo Erinnerung, die nicht in Sehnsucht mündet, nirgendwo Sehnsucht, die nicht aus Erinnerung hervortritt. Der Wald ein Ort des Angedenkens an die älteste Behausung des Menschen. Und das Waldglück eine Freude der Geborgenheit, tiefster Heimat, der ersten und womöglich letzten Zuflucht des durch sich selbst bedrohten Erdenkinds. Dieses Glück war Klaus Demus, dem walderfahrenen Dichter aus Wien, ein Leben lang hold. Die Bilder, Träume und Gesichte, die er von dort empfing, haben in alles ausgestrahlt, was seinen Sinnen je begegnet ist.

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