Versuchung (1/2019)

Führe uns nicht in Versuchung

Tück, Jan-Heiner

Theologische Versuche zum Problem der Versuchung gibt es viele. Zuletzt hat eine Äußerung von Papst Franziskus für einiges Aufsehen gesorgt, Gott sei kein Versucher, die Bitte des Vaterunsers «et ne nos inducas in tentationem - und führe uns nicht in Versuchung» sei keine gute Übersetzung und werde besser geändert: «und lass uns nicht in Versuchung geraten». Ohne die philologische Fragwürdigkeit dieses Änderungsvorschlags zu erörtern - der griechische Urtext, die Vulgata, aber auch die Luther-Bibel stehen dagegen -, ist theologisch doch klar, dass Papst Franziskus die Güte Gottes, des Vaters, unter keinen Umständen verdunkelt wissen will (vgl. 1 Joh 1, 5).

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Weshalb versuchte Gott Abraham?

Schmid, Konrad

Die Bibel stellt Gott nicht als den Gott der Philosophen, sondern als den lebendigen Gott Abrahams, Isaaks und Jakob dar. Die Gottesbilder der Bibel stehen mit denjenigen der christlichen Theologie in einer notwendigen, aber auch fruchtbaren Spannung: Das Christentum denkt Gott gerne so, wie es seine Tradition vorsieht: gütig, liebend, lenkend, wissend. Natürlich kennt die Bibel auch diese Züge Gottes, aber sie bietet darüber hinaus Aussagen über Gott, die diese herkömmlichen Vorstellungen sprengen, ja zum Teil sogar in ihr Gegenteil zu verkehren scheinen.

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Versuchung und Erprobung

Weidemann, Hans-Ulrich

Die Bibel stellt Gott nicht als den Gott der Philosophen, sondern als den lebendigen Gott Abrahams, Isaaks und Jakob dar. Die Gottesbilder der Bibel stehen mit denjenigen der christlichen Theologie in einer notwendigen, aber auch fruchtbaren Spannung: Das Christentum denkt Gott gerne so, wie es seine Tradition vorsieht: gütig, liebend, lenkend, wissend. Natürlich kennt die Bibel auch diese Züge Gottes, aber sie bietet darüber hinaus Aussagen über Gott, die diese herkömmlichen Vorstellungen sprengen, ja zum Teil sogar in ihr Gegenteil zu verkehren scheinen.

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«Und führe uns nicht in Versuchung»

Hoping, Helmut

Das Vaterunser ist das Grundgebet, das Jesus seinen Jünger zu beten gelehrt hat (Mt 6, 9-13; Lk 11, 1-4). Deshalb heißt es auch Gebet des Herrn oder Herrengebet (Oratio Dominica). Es werden sieben Bitten unterschieden. Als besonders schwierig wird die sechste Vaterunser-Bitte empfunden: «und führe uns nicht in Versuchung», so übersetzen sowohl katholische Einheitsübersetzung wie die Lutherbibel (Mt 6, 13a).1 Die Vulgata hat et ne inducas nos in tentationem («und führe uns nicht hinein in die Versuchung»). Cyprian von Karthago (um 200/201-258) zitiert eine ältere Fassung: ne patieris non induci in temptationem («und lass nicht zu, dass wir in die Versuchung hineingeführt werden»).

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The Devil's Party

Strasser, Peter

In der Ästhetik des Bösen spielt, jedenfalls soweit es unseren Kulturkreis betrifft, seit alters her das Motiv der «schönen Larve», oder «Teufelslarve», eine besondere Rolle. Damit ist in erster Linie wohl das Gesicht eines Mädchens oder einer Frau gemeint, dessen freundliches Äußeres ein böses Herz verbirgt. Der angenehme Schein dient als Mittel zur Erreichung von Zielen, die sündhaft sind. In der Erweiterung wird daraus der verführerische weibliche Körper, dessen Schönheit den Mann zur unsittlichen, weil nicht durch das Sakrament der Ehe geheiligten Sinnlichkeit - gröber gesagt: Geilheit, Lüsternheit - anstachelt. Von hier aus kann sich eine religiöse Ängstigung ausbreiten, die fast universalen Charakter annimmt.

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Versuchung: moraltheologisch-geistliche Skizzen

Schlögel, Herbert

Wer sich über theologische Lexika dem Thema Versuchung nähert, stellt fest, dass die biblischen Aspekte relativ einheitlich bewertet werden. Das gilt auch für die Interpretation der Vaterunser-Bitte «Und führe uns nicht in Versuchung». Denn kontrovers scheint ja nicht der exegetische Befund zu sein, sondern die in Liturgie und Gebet verwendete Fassung.1 Wer unter theologisch-ethischer Perspektive sich die Beiträge ansieht, nimmt wahr, dass ihm eine breite Palette theologischer Sachverhalte begegnet. Dies gilt in ähnlichem Maß für die ethischen Herausforderungen, die manchmal «Versuchungen» sind. Bei der Lektüre der geistlichen Hinweise kann man wieder eine größere Einheitlichkeit spüren. An dieser Stelle konzentrieren wir uns auf einige theologische, ethische und geistliche Gesichtspunkte, die deshalb als Skizzen gekennzeichnet werden, da ihre Auswahl subjektiv geprägt ist und einige der angesprochenen theologischen Begriffe ausführlicher betrachtet werden müssten. Die drei Aspekte - theologisch, ethisch2 und geistlich - sind eng verbunden, die Akzentsetzung ist unterschiedlich.

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Fausts Versuchungen

Kiesel, Helmuth

Die Frage, ob die Geschichte des legendären Gelehrten Johann Faust, die uns Goethe in seinem großen Faust-Schauspiel nominell als «Tragödie» in zwei Teilen vor Augen führt, auch als eine Reflexion auf die sechste Bitte des Vaterunsers zu verstehen ist, ist nicht leicht zu beantworten. Einerseits nimmt der Text keinen Bezug auf das Vaterunser oder gar die Bitte, nicht einer «Versuchung» ausgesetzt zu werden. Andererseits gibt es einige Anreize, die Geschichte des Doctor Faustus auch in Goethes Version als Geschichte einer anhaltenden Versuchung durch den Teufel zu verstehen.

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Religion in pluralistischer Gesellschaft und weltanschaulich neutralem Staat

Thierse, Wolfgang

Je moderner eine Gesellschaft, desto säkularer werde sie. Das war lange Zeit die - beinahe selbst religiöse - Überzeugung in den westlichen Gesellschaften, jedenfalls unter den liberal «Aufgeklärten». Säkularisierung im Sinne des Verschwindens, wenigstens des Zurückdrängens von Religion, sei ein irreversibler Prozess. Dieser Glaube ist, wenn nicht gänzlich widerlegt, so doch erschüttert: Religion ist am Beginn des 21. Jahrhunderts von überraschender, kräftiger und dabei wahrlich widersprüchlicher Vitalität. Das gilt sogar für das globale Christentum, das - wie vergleichende Untersuchungen zeigen - weltweit besonders intensiver Verfolgung ausgesetzt ist. Man muss ja nicht unterdrücken und verfolgen, was nicht Lebenskraft hat, was nicht als stark empfunden wird! Religion ist also Teil der Moderne. Der Religiöse ist offensichtlich nicht einfach unmoderner als der Areligiöse.

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Die Geschichte des Bundes Gottes mit Israel und Jesus Christus als ihre Vollendung

Wilckens, Ulrich

Mit seinem Aufsatz «Gnade und Berufung ohne Reue»1 will Benedikt XVI. die Aussagen des II. Vatikanischen Konzils in «Nostra aetate» so vertieft aufnehmen und weiterdenken, dass sowohl das Verhältnis zwischen dem Alten und dem Neuen Testament im zweiteiligen christlichen Bibelkanon, als auch im Zusammenhang damit das Verhältnis zwischen Christen und Juden theologisch präziser zu verstehen ist. Im Rückblick auf die unselige Geschichte der Kirche in ihrem Verhältnis zum Judentum bedeutet das:

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«...den Menschen zu befreien»

Schlögl, Manuel

Das Werk von Maximus Confessor (580-662), dem großen geistlichen Meister und spekulativen Theologen am Ausgang der altkirchlichen Christologie, ist in den vergangenen Jahrzehnten international auf wachsendes Interesse gestoßen.1 Stand sein Name in den 1960er und 70er Jahren noch vor allem in patrologischen oder spiritualitätsgeschichtlichen Darstellungen, hat er mittlerweile Eingang in die gängigen dogmatischen Handbücher gefunden. Innerhalb der deutschsprachigen Christologie fällt seine Rezeption ebenso breit wie kontrovers aus.

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Was ist digitaler Humanismus?

Mayer, Tobias

Manchmal reibt man sich die Augen: Wie kam es eigentlich dazu, dass die Digitalisierung ein selbstverständliches und scheinbar universal konsensfähiges Mantra der Modernisierung wurde? Zukunftsorientiert und innovativ klingende Phrasen rund um den Ruf Digitalisiert Euch! tönen durch die Parteiprogramme. Daran ist sicher richtig, dass der Ausbau der Breitbandnetze, besonders in ländlichen Regionen, viel zügiger vorangetrieben werden muss; umstrittener ist dagegen die bildungspolitische Forderung, auf schnellstem Wege alle Schulen ans Netz zu bringen. Schüler sollen digitale Kompetenz erwerben - nur worin diese besteht und wer sie zu lehren weiß, darüber erfährt man kaum etwas, sagen die Kritiker. Zu wenig wird darüber nachgedacht, ob die «neuen Alphabete» (Alexander Kluge) der digitalen Sprache und ihre Zeichensysteme bereits verstanden werden, wie sie angeeignet und lesbar gemacht werden könnten.

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Karin Knobel

Deibl, Jakob

Dichtung als Raum offener Möglichkeiten. Das Gedicht ist dem Band Bringe mir Wind in den Talgrund der Namen1 entnommen. Die Arbeit von Karin Knobel bewegt sich an der Schwelle von Philosophie, Dichtung und Literaturwissenschaft und zeigt eine große Sensibilität für religiöse Narrative. Nie lassen sich diese Bereiche in ihrer Arbeit voneinander trennen.

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