Aktuelle Ausgabe

Glauben lehren und lernen

Ausgabe: 5/2019
48. Jahrgang
 

Glauben lehren und lernen (5/2019)

Glauben lehren und lernen

Knop, Julia

Kann man lernen, an Gott zu glauben? Kann man einem anderen, dem Kind, dem Schüler oder der Schülerin, den Jugendlichen im Firmkurs, einem Konvertiten oder einer Studentin, beibringen zu glauben? Ist Gottvertrauen erlernbar?

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Von der Magie zur Mystik

Jürgens, Stefan

Glauben ist kein Zustand, sondern ein Weg. Der Glaube entwickelt sich im Lauf des Lebens. Bleibt ein Mensch auf einer bestimmten, meist frühen religiösen Stufe stehen, spricht man vom Kinderglauben. Wenn ein Kind nicht wächst, wird aus ihm kein kleiner Erwachsener, sondern ein Zwerg. Man sollte den Kinderglauben deshalb nicht romantisieren, so als habe eine solche Entwicklungsstufe mit unverdorbenem Vertrauen zu tun, gar mit unverbrauchter und unangezweifelter Gottunmittelbarkeit. Es ist ein Zwergenglaube, der bei der erstbesten Lebenskrise wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Wer aus seinen religiösen Kinderschuhen nicht herausgewachsen ist, wird bald aus allen Latschen kippen. Nach meiner Erfahrung gehen menschliche und geistliche Reife Hand in Hand, Beziehungsfähigkeit und Spiritualität sind ein und dasselbe.

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Glauben lernen mit dem Gebetshaus Augsburg?

Kosack, Dominique-Marcel

Ein gelber Sessel, ein Lampenschirm im Vintage-Stil, eine Flasche 'Charitea': Das ist der Rahmen für die Clips 90 Sekunden Hardfacts des Gebetshauses Augsburg. In den Videos spricht dessen Gründer und Leiter, Johannes Hartl, jeweils eineinhalb Minuten über Beziehungen, Populismus, Religion und vielfach über Sexualität. Die Titel reichen von «Ist Serienschauen okay?» über «Gibt es im Himmel Sex?» bis hin zu «Haben Christen und Muslime den gleichen Gott?» Das Format scheint sich irgendwo zwischen christlichem Onlineratgeber und poppigem Katechismus einordnen zu lassen - und es erreicht deutlich mehr Menschen als die meisten medial aufbereiteten Formen der 'Glaubensvermittlung' großer kirchlicher Institutionen. Was ist das Ansprechende an der Form des Gebetshauses Augsburg, sich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen? Welche Vorstellungen darüber, wie sich Glauben lehren oder lernen lässt, kommen hier zum Tragen? Und welche inhaltlichen Kernanliegen stehen dabei im Hintergrund?

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Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht

Sajak, Clauß Peter

Vom Begriff des Glauben-Lehrens hat sich die deutschsprachige Religionspädagogik schon seit einigen Jahrzehnten verabschiedet. Zum einen hat sich gerade durch die anthropologische Wende in der Theologie und durch den damit verbundenen wissenschaftlichen Blick auf den Menschen die pädagogische Überzeugung durchgesetzt, nach welcher der Glaube als das existentielle Vertrauen einer Person in das Heilswirken Gottes nicht durch erzieherische, didaktische oder methodische Settings und Arrangements so einfach 'weiter-gegeben' werden kann. Zum anderen drückt sich in einer solchen Skepsis gegenüber dem Begriff des Glauben-Lehrens auch der Respekt vor der Unverfügbarkeit des Heiligen Geistes und seiner Wirkung aus. Es ist seit biblischen Zeiten ein unbezweifeltes Theologumenon, dass der Geist Gottes wirkt, wo er will (vgl. Joh 3, 8), und der Glaube damit letztendlich eine Frucht göttlicher Gnade ist, die sich niemals allein menschlichen Bemühungen verdankt.

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Der Katechismus von Wilfried Härle

Sajak, Clauß Peter

Die Gattungsform Katechismus gehört heute nicht zu den Selbstverständlichkeiten in den Kirchen. Das Wort Katechismus ist nicht selten negativ geprägt, weil damit der Eindruck verbunden wird, der Glaube sei vor allem (abfragbares) Wissen, was sicher eine Verkürzung darstellen würde. Unbestritten ist aber auch, dass es in der katholischen Kirche wie in den Kirchen der Reformation eine lange Katechismustradition gibt. Zu dieser Tradition gehören auf evangelischer Seite der kleine Katechismus von Martin Luther mit seinen fünf Hauptstücken - Zehn Gebote, der Glaube (Apostolisches Glaubensbekenntnis), das Vater unser, das Sakrament der heiligen Taufe und das Sakrament des Altars oder das heilige Abendmahl - und auf reformierter Seite der Heidelberger Katechismus.

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«Ich fasse nicht, was mich fasst»

Kolbe, Uwe

Für den Schriftsteller Uwe Kolbe, 1957 in Ost-Berlin geboren und aufgewachsen, ist der graue Alltag im Sozialismus nicht bloß Begriff, sondern Anschauung gewesen. Kolbe hat früh zu schreiben begonnen und kam Anfang der 1980er Jahre mit den Wächtern der kommunistischen Orthodoxie in Konflikt. Ein Gedicht kann subversiv sein. Kolbe hat das erfahren, auch durch ein mehrjähriges Publikationsverbot. Später verließ er die DDR Richtung Westen. Ausgerechnet im Herbst 1989, als die Mauer fiel, war er als «Visiting Writer» an der University of Texas zu Gast. Preise und Stipendien folgten. 1992 war Kolbe Stipendiat in der Villa Massimo in Rom, danach lebte er noch einmal in seinem Berliner Heimat-Stadtbezirk Prenzlauer Berg, bis er 1997 nach Tübingen übersiedelte, wo er zum Leiter des Studios Literatur und Theater an der dortigen Eberhard-Karls-Universität berufen wurde. 2002 ging es vom Neckar zurück an die Spree nach Berlin, Jahre an der Alster in Hamburg schlossen sich an. Seit 2017 lebt und arbeitet Uwe Kolbe in Dresden.

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Wovon man nicht sprechen kann, davon muss man erzählen

Sternberg, Thomas

In der Vorbereitung dieser Laudatio fand ich unter einem Porträt die Nennung einer Fotografin mit einem vertrauten Namen. Da der nicht allzu verbreitet ist, rief ich einen alten gleichnamigen Freund an, ob es sein könne, dass es sich um eine seiner Töchter handele. Im Telefonat stellte sich heraus, dass Husch Josten die jüngere Schwester meines Freundes ist. Er ist eines jener Geschwister, denen das jüngste Werk der Autorin «Land sehen» gewidmet ist. Welch ein Zufall möchte man sagen - ein Thema, das die Autorin Husch Josten in allen ihren bislang sechs Büchern bewegt: wie ist das mit dem Zufall?

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Was fehlt, wenn Gott fehlt?

Steinmann, Jan Juhani

Die in Michail Bulgakows vielschichtigem Roman «Meister und Margarita» geschilderte Kreuzigung Jesu hebt sich in einer Hinsicht wesentlich von anderen Darstellungen ihresgleichen ab. In Bulgakows Schilderung nämlich verliert Jesus am Kreuz sein Antlitz hinter einer Maske aus Fliegen, die sich auf seinem leidgebeutelten Gesicht niederlassen und dieses beinah vollständig verbergen. Wann immer man als Leser das Antlitz Gottes also ergreifen will, entzieht es sich immer schon hinter einer «schwarzen und kribbelnden Maske». Indem das Gesicht Jesu so zum Verschwinden gebracht wird, gelingt es Bulgakow auf treffliche Weise, das Unanschauliche von Gott anschaulich zu machen. Denn das Antlitz des Menschensohns ist nur noch anwesend durch seine Abwesenheit. Mittels dieser lediglich indirekten Präsenz Gottes bewahrt Bulgakow nicht nur das Geheimnis göttlicher Transzendenz, sondern zeigt er zugleich die für uns Menschen einzig mögliche Annäherung an Gott auf, nämlich in der Sprengung seiner direkten Anwesenheit hin zu einer Doppelfigur von abwesender Anwesenheit.

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Historische Authentizität zwischen Architektur und Theologie

Elberskirch, Johannes

Authentizität gilt heutzutage als gesellschaftliches Mode- bzw. Leitprinzip und suggeriert, es gäbe jenseits der historisch-kulturellen Verortung «ein wahres Selbst» und es sei «erstrebenswert [...], dieses wahre Selbst möglichst ungefiltert auszuleben.»1 Einen Wahn nennt Thomas Bauer eine solche Vorstellung von Authentizität, die sich aller situativen, kontextuellen sowie historischen Verantwortung entledigt und letztlich kriterienlos alles und nichts bedeutet. Soll nun Authentizität Kriterium menschlichen Lebens, Handelns und Denkens sein, braucht sie selbst Kriterien - eine Erkenntnis, die auch für das kirchliche Lehramt gilt.

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Ermahnung als Ermunterung

Söding, Thomas

In den neutestamentlichen Briefen gibt es das schöne Wort «Paraklese». Es changiert zwischen Ermahnung und Ermunterung; es kann ein werbendes Gebot wie eine dringliche Bitte bezeichnen, eine nachdrückliche Aufforderung wie eine freundliche Einladung. Der Ton der neutestamentlichen Paraklesen ist weder schrill noch säuselnd; er ist eher freundlich als streng; er klingt ein wenig besorgt, soll aber Zuversicht verbreiten. Die Paraklese spießt nicht ein ganz bestimmtes Problem auf, sondern stellt Zusammenhänge her, schafft Orientierung und ruft nach einer Konkretisierung, die vor Ort geleistet werden muss.

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Dorothea Grünzweig

Claussen, Johann Hinrich

Die Geschichte der deutschen Literatur wurde wesentlich geprägt von einer langen Reihe verlorener Pastorensöhne. Indem sie sich aus der klerikalen Übermacht ihrer Väter befreiten und in das gelobte Land der Sprachkunst flüchteten, ließen sie das väterliche Glaubenserbe aber keineswegs zurück, sondern verwandelten es. Dorothee Sölle hat dies als einen Prozess der Verweltlichung beschrieben, in dem wesentlich Christliches nicht einfach verloren ging, sondern manchmal eine neue Gestalt gewann: «Säkularisierung als Realisation».

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