Partizipation (4/2020)

Partizipation

Söding, Thomas

Mitten in den aktuellen Debatten über Rassismus, über Exklusion und Diskriminierung, die in allen offenen Gesellschaften geführt werden, ist ein Song von Aretha Franklin, der 2018 verstorbenen Soul-Sängerin, in einer bislang unbekannten Version erstmals veröffentlicht worden: ein Solo mit dem Boys Choir of Harlem. Das Lied haben Eliot Kennedy, Bryan Adams und Andrea Ramada geschrieben. 2006 hatte Franklin es im Duett mit Mary J. Blige eingespielt und dafür 2008 ihren achtzehnten Grammy als «bester Gospel» gewonnen, im 50. Jahr seiner Verleihung. Die neue Version ist 2020 am 10. Juni online gestellt worden, dem Gedenktag der Sklavenemanzipation in den USA. Eine Million Mal ist der Titel aufgerufen worden.

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Teilnahme als Teilhabe

Söding, Thomas

Paulus hat die Kirche als Gemeinschaft des Glaubens entdeckt und entwickelt. Er hat verstanden, dass durch den Glauben1, der zur Taufe2 führt und aus der Taufe lebt, alle Grenzen überwunden werden, die durch Geschlecht, Herkunft, Status oder Religion gesetzt werden, so dass eine neue Einheit entsteht, die durch den einen Gott geprägt wird (Gal 3, 26-28; 1 Kor 12, 13; vgl. Kol 3, 11). Der Glaube ist immer eine ganz persönliche Entscheidung, die jeder Mensch nur in Freiheit treffen kann (vgl. Gal 5, 1-13); er ist zugleich eine soziale und kommunikative Größe, weil er mit all den anderen Menschen verbindet, die ihrerseits mit Jesus auf Gottes Wort hören und ihr Herz vom Geist Gottes erfüllen lassen (vgl. Gal 2, 15-16; Röm 1, 8-17).

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Partizipation - geteilte Verantwortung in Liturgie und Kirche

Knop, Julia

«Partizipation» ist ein Begriff, der erst spät Eingang in die Debatte und noch später in die Wirklichkeit der Kirche gefunden hat. Das Lexikon für Theologie und Kirche führt in seiner ersten Auflage aus den 1930er Jahren gar kein entsprechendes Lemma. In der zweiten Auflage aus den 1960er Jahren wird «Partizipation» von Ludger Oeing-Hanhoff als philosophische Frage nach dem Zusammenhang von Einzeldingen und Ideen behandelt.1 Das theologische Gegenstück solcher Überlegungen verantwortete seinerzeit Karl Rahner. Er befasste sich in seinem kurzen Artikel über «Teilhabe» mit dem Bezug von Transzendenz und Immanenz sowie der Denkbarkeit von Schöpfung und Inkarnation.

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Rechte und Pflichten

Haering, Stephan

Papst Johannes XXIII. (1958-1963) hat bald nach Antritt seines Pontifikats drei Projekte der kirchlichen Erneuerung angekündigt. Davon betrafen zwei die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit, nämlich die Einberufung eines Ökumenischen Konzils und die Revision des 1917 herausgegebenen kirchlichen Gesetzbuchs Codex Iuris Canonici (CIC). Das dritte Vorhaben, die gleichzeitig avisierte und bereits 1960 abgehaltene römische Diözesansynode, galt nur dem eigenen Bistum des Papstes; sie verlief übrigens noch in sehr traditionellen Bahnen und konnte kaum als erneuernd bezeichnet werden.

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Partizipation aus Eigeninitiative: Die Katholikentage und das ZdK

Sternberg, Thomas

Am Anfang des heutigen Zentralkomitees der deutschen Katholiken stand eine Selbstermächtigung. Auf der Grundlage der neuen bürgerlichen Freiheiten, speziell des Vereins- und Versammlungsrechts, hatten sich bereits 1848 mehr als 400 katholische Vereine mit mehr als 10.000 Mitgliedern gebildet, die sich Piusvereine nannten, in der trügerischen Hoffnung, der neue Papst Pius IX. werde liberaler sein als sein Vorgänger Gregor XVI. Die erste «Generalversammlung der katholische Vereine Deutschlands» richtete eine Botschaft an Pio Nono, in der sie sich ausdrücklich zu den neuen Freiheiten bekannte.

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Selbstbestimmtes Sterben als unmittelbarer Ausdruck der Menschenwürde?

Schockenhoff, Eberhard

Die Aufgabe der Ethik als einer praktischen Wissenschaft liegt nicht allein darin, dass sie sich zur Begründung ihrer Urteile auf universale, allgemeingültige Prinzipen beruft und unter diesen eine Abstufung vornimmt. Ihr Ernstfall ist vielmehr immer dann gegeben, wenn es zur Bewertung konkreter Konfliktfälle darum geht, eine verantwortliche Güterabwägung vorzunehmen und die unterschiedlichen berechtigten Erwartungen und Belange der verschiedenen an einem Konflikt beteiligten Personen zueinander in Beziehung zu setzen.

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Überlebenschancen und Sterberisiken in der Corona-Pandemie

Spieker, Manfred

In den ersten Wochen, in denen sich die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 in Deutschland ausbreitete, war die Sorge groß, dass die Intensivstationen der Krankenhäuser dem Ansturm von Covid-19-Patienten nicht gewachsen sein würden. Die Bilder aus der Lombardei und dem Elsass, aus Madrid und später aus New York und London zeigten überlastete Krankenhäuser, erschöpfte Ärzte und Pflegekräfte und überforderte Bestattungsinstitute. Die Frage, wie die Intensivbetten und die Beatmungsgeräte zu verteilen wären, wenn sie nicht für alle reichen würden, die ihrer bedürften, beschäftigte Ärzte, Medizinethiker und Juristen, nicht zuletzt Strafrechtler, die sich auf die Frage konzentrierten, welche Zuteilungsentscheidungen rechtmäßig und welche strafbar seien.

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«Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück»

Carafa, Melanie

Obwohl Sabine Pemsel-Maier in ihrem Artikel «Dreifaltigkeit/Trinität» schreibt, die Trinitätstheologie friste ein «Schattendasein», erlebte die theologische Reflexion über Offenbarung und Wirken der Dreieinigkeit in der Heilsgeschichte in den letzten Jahrzehnten einen Aufschwung. Der Fokus liegt nun nicht mehr auf Wesen, Substanz, Einheit oder Dreiheit der Trinität, sondern auf der Erschliessung Gottes in der Heilsgeschichte als dreifaltig; «im Alten Bund als Vater, im Neuen Bund in seinem Sohn, durch die ganze Geschichte hindurch im Geist».1 Die Relationsbestimmungen zwischen Vater, Sohn und heiligem Geist lassen sich hermeneutisch auf vier Nenner bringen.

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Ernst Meisters Gespräch mit Poesie und Mystik

Knipp, Brigitte

Beschreibungen zufolge empfinden Menschen, die tiefe religiöse Erlebnisse bis hin zu mystischen Erfahrungen haben, diese als sehr wirklich, wenn auch jenseits materieller Wahrnehmung.1 Obwohl das Mitteilungsbedürfnis zumeist groß ist, zeigt sich die alltagstaugliche Sprache als wenig geeignet, um derartige innere Erfahrungen zu vermitteln.

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Konstruktive Konfliktkultur

Overbeck, Franz-Josef;Merkl, Alexander

Konflikte gehören zum Menschsein. Der Mensch als zoon politikon ist immer auch homo confligens. Menschen stoßen mit anderen Menschen zusammen, Gruppen geraten aneinander, Staaten liegen im Streit. Konflikte sind allgegenwärtige Phänomene. Ihr Auftreten ist entsprechend vielgestaltig. Es reicht vom innerlichen und psychischen Konflikt des einzelnen Menschen über den zwischenmenschlichen und innergesellschaftlichen bis hin zum internationalen und weltpolitischen Konflikt.

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Simone Weil: Brücken zum Übernatürlichen

Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara

Simone Weil (1909–1943) ist in Frankreich in den klassischen Rang einer Philosophin, politischen Theoretikerin und Mystikerin aufgestiegen, aber im deutschen Sprachraum muss sie trotz vieler Einzelarbeiten immer wieder gegenwärtig gehalten werden. Das mag auch den jetzigen Rückblick auf ein schon 2018 erschienenes Buch erklären.

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Das Jahr steht auf der Höhe

Wahle, Stephan

So wie die Tage nach der Jahresmitte wieder kürzer werden, so nehmen, ohne dass ein Mensch je Einfluss darauf hätte, die Lebenstage beständig ab. «Blühn und Reifen», «Ende und Beginn», «das Dunkle und das Helle», «der Schmerz, das Glücklichsein» - oft liegt nur ein kleiner Augenblick zwischen Aufgang und Niedergang. Genau diesen unverfügbaren Moment bedenkt das ungewöhnliche «Mittsommerlied», und zwar unter einem kosmischen Vorzeichen: «Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht.»

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