Corona (3/2021)

Corona

Söding, Thomas

Zu den erschreckenden Visionen Jesu gehört die Zerstörung Jerusalems. Nach Markus, Matthäus und Lukas hat er vorausgesehen, was im Jahre 70 n. Chr. traurige Realität geworden ist: Flavius Josephus hat in seinen Büchern über den Jüdischen Krieg und die Jüdischen Altertümer die grausame Geschichte erzählt: Hass und Terror, Mord und Totschlag, Vergewaltigung, Raub, Brandschatzung - Zerstörung allenthalben.

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Das Corona-Virus als Unterbrechung - Abbruch und Aufbruch

Kasper, Walter Kardinal

Seit mehr als einem Jahr hat uns die Corona-Krise im Griff. Obwohl alle betroffen sind, erfahren wir diese Krise in sehr unterschiedlicher Weise: als vom Virus direkt Betroffene, als Angehörige von Betroffenen, als Pfleger, Ärzte und Seelsorger, unterschiedlich und oft recht nervig in unserem Familien- und im Berufsleben, als Jugendliche oder als Angehörige von Risikogruppen der Alten, Kranken, Behinderten, der Menschen, die in Notunterkünften, in Altersheimen oder in Gefängnissen eng beieinander leben, dies alles anders in armen als in wohlhabenden Ländern, anders in Italien und wieder anders in Deutschland, anders für regelmäßige Kirchgänger und anders für nicht oder nur sporadisch kirchlich Praktizierende.

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Gott in der Krise

Tück, Jan-Heiner

Ist die Epidemie eine Strafe Gottes? Eine fällige revanche de dieu gegen eine gottvergessene Generation? Zu Beginn der Corona-Krise gab es vereinzelt Stimmen, die das archaische Deutungsmuster neu bemüht haben. Auch der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff meinte, die Corona-Pandemie als «Vergeltungsmaßnahme der Mutter Erde»1 bezeichnen zu sollen. Er prangerte den rücksichtslosen Raubbau der natürlichen Ressourcen an und deutete Krankheiten wie das Corona-Virus als Folge unverantwortlichen menschlichen Verhaltens. Zwar vermied Boff, direkt von einer «Rache Gaias» zu sprechen, da, wie er einschränkend festhielt, «die große Mutter Erde keine Rache nimmt».

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Theologie der Lebenskunst - oder: Was das Coronavirus mit dem lieben Gott zu tun hat

Negel, Joachim

Im März vor einem Jahr: Eine tiefe Verstörung ergreift die Gemüter. Was soeben noch Forderung globalen Wirtschaftens war: Spontaneität, Flexibilität, Steigerung, Wachstum, Vernetzung, offene Grenzen, ist von einer Woche auf die andere verboten. Ein sog. Lockdown wird verhängt, Flugzeuge bleiben am Boden, Warenflüsse stagnieren, Städte und Länder werden geschlossen, Kindergärten, Schulen und Universitäten zugesperrt: eine Art globale Fastenzeit (Quarantaine = Quadragesima), die sich über alles legt wie ein dumpfer Nebel.

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Biblische Resonanzen der Corona-Pandemie

Birnbaum, Elisabeth

Die derzeitige Krise hat viele Aspekte: seltsame, beunruhigende, beängstigende und anstrengende. Neu sind diese Aspekte aber nicht. Die Bibel als Krisenliteratur schlechthin weiß davon ein Lied zu singen. Einige dieser biblischen Resonanzen auf die Corona-Pandemie sollen in Folge erklingen und der derzeitigen Stimmung einen neuen Ton verleihen. Denn die Bibel kennt Krisen. Und sie kennt Wege Krisen zu bewältigen.

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Augen-Blicke

Meyer-Drawe, Käte

In der digitalen Kommunikation nehmen Gesichtsausdrücke einen immer größeren Raum ein. Grimassen und artifizielle Mienenspiele werden geübt, an Emojis delegiert und zurückgespiegelt, um ganz bestimmte Gefühle auszudrücken und hervorzurufen. Selfies werden bearbeitet und verschickt. Währenddessen wird in Zeiten von Corona das mit einem Mund-Nasen-Schutz teilmaskierte Gesicht, wenn auch nicht ausnahmslos, normalisiert. Manch einen überkommt jedoch der Verdacht, dass damit unsere mimische Konversation erheblich gestört werde. Während die Manipulation des Gesichtsausdrucks in der Welt der Bilder kaum noch Grenzen kennt, scheint die lebendige Mimik zu verarmen.

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Guardinis Suche in der Leere

Waanders, Stefan

Die Coronapandemie hat unser Leben erschüttert. Plötzlich waren Straßen und Plätze fast leer. Busse und Züge fuhren ebenfalls fast leer. Wir landeten in einem Lockdown. Eine Leere glotzt uns an. Und die Hitzewelle des vergangenen Sommers, die sogar Experten überraschte, machte diese "Wüstenzeit" noch intensiver. Wir erleben eine säkuläre Vierzigtagezeit (Quarantäne). Auch Kirchen wurden getroffen. Leer waren sie, sogar während des Höhepunkts des liturgischen Jahres: der Osterzeit. In einem Bild: Papst Franziskus am 27. März völlig alleine betend auf einem leeren Petersplatz.

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Virtual- statt Realpräsenz?

Kopp, Stefan

Genau vor einem Jahr, in der Anfangsphase der Corona-Pandemie, die auch für das gottesdienstliche Leben der Kirche massive Einschränkungen bedeutete und deshalb verstärkt Weiterentwicklungen und neue Versuche von digitalen Liturgieformen mit sich brachte, formulierte der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück pointiert (und wohl bewusst doppeldeutig): «Wir feiern Realpräsenz, nicht Virtual-Präsenz»1. Zu Recht verwies er dabei auf die anthropologische Dimension der Sakramente.

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Blätter am Weg

Lehnert, Christian

Ostwelterlage, Sturm aus dem böhmischen Becken: Der Wind um das Haus ist unmenschlich, kratzt am Schiefer, schürft über die Firstbleche, nagt am Holz, am Selbstwertgefühl, am Urvertrauen. Er will mich nicht, er will gar nichts. Ich bin ihm gleichgültig, wenn ich im Obergeschoß hocke, in eine Decke gehüllt. Das Haus am Kamm ist für ihn ein x-beliebiger Widerstand, nichts anderes als ein Felsaufwurf oder Geröll. Sie werden verschliffen. Sie werden ausgeblasen, zerrieben über Jahrhunderte, so verlieren sie allmählich an Prägnanz und Gestalt, werden runder, flacher und sind irgendwann nicht mehr erkennbar.

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Tiereschatologie

Amor, Christoph J.

Von den Lebewesen auf Erden ist nach katholischer Lehre nur der Mensch zu einem ewigen Leben bei und mit Gott berufen. Seit einigen Jahren wird von Seiten der Tiertheologie Kritik an der Vorstellung geübt, dass - metaphorisch gesprochen - der Himmel für Tiere kategorisch verschlossen ist.1 Im Ausgang von der kirchlichen Lehre stellt der Aufsatz Argumente für eine eschatologische Vollendung der Tiere vor. Die Überlegungen verstehen sich als Problemanzeige und Diskussionsbeitrag.

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Joseph Vialatoux: Politische Macht und Widerstand

Koblizek, Jan

Infolge der politischen und gesellschaftlichen Krise der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in den 30er und 40er Jahren während des Zweiten Weltkrieges kulminierte, beschäftigt sich Joseph Vialatoux (1880-1970), eine führende Persönlichkeit des französischen sozialen Katholizismus, mit Fragen, die mit der politischen Macht und der Möglichkeit, sich legitim gegen sie zu wehren, zusammenhängen.

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Baum und Doppelpunkt

Deibl, Jakob Helmut

Das umfangreiche Werk der aus Österreich stammenden Autorin und Philosophin Sophie Reyer ist ein Beispiel dafür, dass Poesie und Philosophie einander sehr nahe sein können. Dies zeigt sich etwa in ihren poetologischen Fragmenten, wo sie Dichtung bestimmt als die «hörbare Passion im Widerstreit der Gefühle, eine Organisation von lyrischen Stimmen mit allen denkbaren Ausdrucksmitteln».

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