Synodale Kirche (4/2022)
«Die Synode ist ein Weg der geistlichen Unterscheidung, ein kirchlicher Unterscheidungsprozess, der in der Anbetung, im Gebet und im Kontakt mit dem Wort Gottes stattfindet.» In meiner Predigt zur Eröffnung der Synode über die Synodalität, die ich am 10. Oktober 2021 in der St. Petersbasilika gehalten habe, war es mir wichtig, die Kirchlichkeit der Synodalität hervorzuheben. Synodalität gehört zum Wesen der Kirche und verwirklicht sich in der Begegnung, im Einander-Zuhören und in der Unterscheidung.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Tück, Jan-Heiner
Kirche und Synodalität sind Synonyme, hat der Kirchenvater Johannes Chrysostomos geschrieben. Unter den ekklesiologischen Leitbegriffen des II. Vatikanischen Konzils - Volk Gottes, Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes, Sakrament - verwendet Papst Franziskus am liebsten den Begriff des wandernden Gottesvolkes. Alle - getaufte Frauen und Männer, Ordensleute, Priester und Bischöfe - sind gemeinsam unterwegs und bilden die ecclesia peregrinans. Man könnte sich für die synodale Kirche als Weggemeinschaft das folgende Bild vorstellen: Wie bei einer Karawane, die unter kundiger Führung durch die Wüste zieht, kann es vorkommen, dass einige vorpreschen, andere aber zurückbleiben.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Kasper, Walter
Als Papst Franziskus bei der Feier des 50jährigen Jubiläums der Bischofssynode am 17. Oktober 2015 seine Vision für den Weg der Kirche ins dritte Jahrtausend formulierte und dabei Synodalität als die Berufung und Sendung der Kirche bezeichnete, schien diese Ankündigung vielen geradezu revolutionär.1 In Wirklichkeit ist die Erneuerung der Synoden die konservativste Reform, die man sich denken kann. Seit dem 2. Jahrhundert gehören Synoden bzw. Konzilien (beide Begriffe wurden lange Zeit nicht unterschieden) zum Leben der Kirche. Besonders an Brennpunkten der Kirchengeschichte waren Synoden jeweils von ausschlaggebender Bedeutung.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Williams, Rowan
Das Dokument der Internationalen Theologischen Kommission aus dem Jahr 2018 über Synodalität (Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche) hat Papst Franziskus den Weg eröffnet, um die Wichtigkeit dieses Konzepts für die Erneuerung der Kirche zu betonen. Diese Wichtigkeit soll in der Weltsynode der Bischöfe 2023 bestätigt werden. Zu Recht hebt das Dokument über Synodalität hervor, wie dieser scheinbar durchaus abstrakte ekklesiologische Begriff stets im Lichte seines biblischen Hinterlands betrachtet werden soll.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Oeldemann, Johannes
Im Dezember 2021 hat Papst Franziskus Zypern und Griechenland besucht - zwei Länder, in denen Katholiken nur eine kleine Minderheit bilden, während Geschichte, Kultur und Identität der Menschen vor allem von der Orthodoxen Kirche geprägt sind. Länder mit einer orthodoxen Bevölkerungsmehrheit stehen auffällig oft auf der Liste der Reisen, die Papst Franziskus seit 2013 unternommen hat. Das deutet auf sein hohes Interesse an der Begegnung mit der Orthodoxie hin. Einer der Gründe dafür scheint die orthodoxe Erfahrung der Synodalität zu sein, von der Papst Franziskus lernen möchte.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Erdo, Peter
Der Begriff der Synodalität ist im kirchlichen Sprachgebrauch relativ neu. Er hat immer wieder eine etwas andere Bedeutung, je nachdem, ob er in einem theologischen Dokument der Ostkirche oder der Westkirche steht, manchmal sogar bei verschiedenen Autoren. Synodalität darf auch nicht mit Kollegialität verwechselt werden, die in der Kirche weder ein soziologisches Prinzip noch ein reines Erbstück aus dem Römischen Recht ist, sondern sich auf das Bischofskollegium bezieht, das nach den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils und auch nach dem Kirchenrecht zusammen mit dem Papst, seinem Haupt, die oberste Autorität in der Kirche darstellt.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Kaptijn, Astrid
Im Vergleich zu anderen Institutionen in der katholischen Kirche sind die Bischofskonferenzen relativ jung. Ihre Existenz geht zurück auf die Mitte des 19. Jahrhunderts. Bischöfe, manchmal nur Kardinäle und Erzbischöfe gleicher Nationalität kamen regelmäßig zusammen, um die Herausforderungen der Säkularisation der Gesellschaft in den einzelnen Staaten hinsichtlich der Evangelisierung zu diskutieren. Zu Anfang waren es spontane Initiativen; später unterstützte der Heilige Stuhl diese und die Bischofsversammlungen begannen sich in permanenten und dauerhaften Instanzen zu organisieren, um ihre Aktivitäten zu koordinieren.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Oster, Stefan
Im Oktober 2018 hatte ich die Gelegenheit, an der Weltbischofssynode in Rom teilzunehmen, die sich unter dem Titel: «Die Jugendlichen, der Glaube und die Erkenntnis der Berufung» versammelt hatte. Zahlreiche Bischöfe und Ordensobere aus der ganzen Welt, Beraterinnen und Berater - und vor allem auch junge Menschen haben einen Monat lang darüber beraten, wie es heute möglich ist, mit jungen Menschen zusammen Kirche zu sein und zu leben - und ihnen Wegbegleiter zu sein auf dem Weg ins Leben, in den Glauben und in das Finden ihrer Berufung. Papst Franziskus war in den meisten Plenarversammlungen anwesend und hat mehrfach erläutert, wie er Synodalität versteht.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Söding, Thomas
Gemeinsam einen Weg zu gehen - das ist die Aufgabe, der sich die katholische Kirche verschrieben hat.1 Es zu tun, ist ihr in die Wiege gelegt. Das zeigen die Wege Israels und Jesu ebenso wie die Missionswege der Urgemeinde. Dennoch ist es alles andere als selbstverständlich, weder einfach dort zu bleiben, wo man sich eingerichtet hat, noch sehnsuchtsvoll in die Vergangenheit zu blicken, wo alles viel schöner, besser und jünger gewesen sein soll. Es ist herausfordernd, mit Mut und Zuversicht aufzubrechen, um Gott dort zu entdecken, wo er noch nicht gesehen worden, aber schon nahegekommen ist.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Maier, Hans
Staat und Kirche können voneinander lernen, sie sind Nachbarn. Bei beiden spielt es eine große Rolle, «wie regiert wird». Das setzt freilich voraus, dass diese Mächte selbständig sind, dass sie einander auf Augenhöhe begegnen. Ein solches Gegenüber entwickelte sich in Europa erstmals im 12. Jahrhundert, in der Zeit des Investiturstreits, dem «Kampf um die rechte Ordnung in der christlichen Welt».
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen
Kubasiak, Piotr
Das erstaunlichste an diesem Hymnus ist, dass es ihn überhaupt gibt. Er ist vermutlich die älteste und aus dem Frühmittelalter einzige erhaltene Fassung eines für die Tagzeitenliturgie bestimmten Hymnus, der sich so deutlich an einen Credo-Text anlehnt. Theologisch spürbar von Marius Victorinus beeinflusst, als sonntäglicher Hymnus zur Matutin, also dem Nachtgebet der Mönche, gedacht, ist der Text im Antiphonar von Bangor zu finden, einer vom Ende des 7. Jh. stammenden Sammlung von Texten für das Stundengebet der Abtei von Bangor im heutigen Nordirland. Die lateinische Fassung ist in der Edition von F. E. Warren (1895) oder in der 2017 in Oxford erschienen Credo-Sammlung von W. Kinzig «Faith in Formulae» (FaFo §698a) zu finden; die hier abgedruckte deutsche Übersetzung habe ich im Austausch mit Dr. Florian Durner erstellt.
Zum Artikel | Artikel kostenpflichtig bestellen