Heiliger Geist (1/2023)

Editorial

Tück, Jan-Heiner

Signore, ti amo - das sind die letzten Worte Benedikts XVI. gewesen, der am Silvestertag des Jahres 2022 - gestärkt mit dem viaticum - seine Reise in die himmlische Heimat angetreten ist. In diesem testamentarischen Bekenntnis ist er noch einmal über sich hinausgegangen und hat sich auf den bezogen, von dem er sich zutiefst angesprochen wusste. Damit hat er gebündelt, was allabendlich in der Komplet gebetet wird: «Herr, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben.»

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Geistiges Schriftverständnis

Schwienhorst-Schönberger, Ludger

Das geistige Schriftverständnis ist weit mehr als eine Methode der Schriftauslegung. Ihm geht es nicht ausschließlich und vielleicht nicht einmal primär um ein Verständnis der Heiligen Schrift, sondern um das geistige Verständnis der Wirklichkeit überhaupt, sowohl der Schöpfung als auch der Geschichte.

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Glanz und Elend dogmatischer Unschärfe

Kany, Roland

Ein großer Sieg ist eine große Gefahr. Kaum war die unter Kaiser Diokletian um 300 begonnene furchtbarste aller Christenverfolgungen beendet und stattdessen unter Kaiser Konstantin eine neue Epoche der Kooperation von Kirche und Römischem Reich angebrochen, stürzte sich das Christentum durch interne Konflikte selber in eine lange, schwere Krise. Die vorherige Einheit in der Vielheit zerbarst, und gerade die christlichen Kaiser trugen dazu bei.

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Der Heilige Geist in der Summa theologiae des Thomas von Aquin

Marschler, Thomas

In der katholischen Dogmatik fehlte bis ins 20. Jahrhundert eine traktathafte systematische Entfaltung der Lehre über den Heiligen Geist. Damit stand man in der Tradition der mittelalterlichen Scholastik, die in ihren theologischen Entwürfen die Pneumatologie zwar in diversen Kontexten, aber stets nur in verstreuter Form reflektiert hat. Dies gilt auch für die theologische Summa des Thomas von Aquin (1225-1274). Der vorliegende Beitrag möchte eine kursorische Übersicht zu den wichtigsten Themenfeldern bieten, innerhalb derer Thomas dort auf den Heiligen Geist und sein Wirken zu sprechen kommt.

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«Ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen»

Schumacher, Ursula

Wie wirkt der Hl. Geist in der kirchlichen Tradition? Klassisch wurde und wird diese Frage primär im Bereich der Epistemologie verhandelt, also als ein Problem theologischer bzw. dogmatischer Erkenntnis betrachtet. Das Geistwirken wird, anders formuliert, im Wesentlichen in einer pneumatischen Absicherung kirchlicher Erkenntnisprozesse angesiedelt: Der Hl. Geist erscheint in dieser Perspektive vorrangig als göttlicher Garant für die Zuversicht, dass die Kirche als Ganze nicht aus der offenbarten Wahrheit herausfallen kann und selbst im Gang durch die Zeiten und im Vollzug der dabei je und je neu anfallenden Aufgabe einer Verheutigung, Aktualisierung und Übertragung des Wahrheitskerns der Offenbarung nicht mehrheitlich, grundlegend und umfassend in die Irre gehen wird.

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Geht Kirche heute noch?

Vellguth, Klaus

«Geht Kirche heute noch?», springt der Titel eines großformatigen Plakats den Passanten am Aachener Hauptbahnhof ins Auge. Und in etwas kleinerer Schrift folgt die Einladung: «Finde es heraus im Q&A - Gottesdienst mit Pastor Alex.» Ein QR-Code führt dann unmittelbar auf die Homepage der pentekostalen Generation of Blessings-Gemeinde (GoB-Church) in Aachen, wo die Online-Besucher zunächst einmal mit einer Einladung zum Sonntagsgottesdienst begrüßt werden. Anschließend folgt auf der modern anmutenden Website das «Credo» der neupfingstlich ausgerichteten Gemeinde...

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«Komm, o komm, du Geist des Lebens»

Körtner, Ulrich H.J.

«Geistvergessenheit» lautete der Vorwurf, den Otto Dillschneider 1961 an die zeitgenössische evangelische Theologie richtete. Seither hat sich die Diskussionslage erfreulicherweise geändert, sind doch im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte einige beachtlich Entwürfe zur Pneumatologie erschienen, darunter die Monographien von Jürgen Moltmann und Michael Welker oder die Pneumatologie des finnischen lutherischen Theologen Veli-Matti Kärkkäinen, der auch im pentekostalen Christentum beheimatet ist und sich selbst als «hybriden Christen» oder «luthercostal» Theologen bezeichnet.

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«Veni Creator Spiritus»

Bauer, Dorothee

Glaubt man Gustav Mahlers (1860-1911) eigener Einschätzung, so handelt es sich bei seiner im Sommer 1906 komponierten 8. Sinfonie um sein wichtigstes Werk, demgegenüber all seine anderen Kompositionen - darunter spätere Meilensteine wie das «Lied über die Erde» und seine 9. Sinfonie - verblassen und «nur wie Vorstufen wirken». Über die geradezu kosmische Dimension seiner eben fertiggestellten Komposition resümiert Mahler in einem Brief an Willem Mengelberg: «Es ist das Größte, was ich bis jetzt gemacht. Und so eigenartig in Inhalt und Form, daß sich darüber gar nicht schreiben lässt.

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Katholische Wegbereiter des Nationalsozialismus?

Wald, Berthold

«Ein Winkel des deutschen Geisteslebens [harrt noch] der genaueren Betrachtung: prominente Katholiken warben im katholischen Münster 1933 [...] für den Nationalsozialismus.» So beginnt das Vorwort des Bochumer Mediävisten Kurt Flasch. Er verspricht seinen Lesern «einen wohldokumentierten Essay, kein Handbuch», also mit vorsorglichem Haftungsausschluss für alles, was man nicht erfährt. Flaschs Thema ist die «Denkwelt nur der Jahre 1933 und 1934» einer Gruppe katholischer Intellektueller. Von den Zeitgenossen wurden sie «Brückenbauer» genannt. Flasch geht da weiter.

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«Der Idiot am Kreuze ...»

Tück, Jan-Heiner

Er war - so scheint es - kein frommer Atheist, der gerne geglaubt hätte, es aber nicht konnte. Er hat früh mit der pietistisch gestimmten Glaubenswelt seines Vaters gebrochen. Der deutsche Pfarrerssohn Friedrich Nietzsche (1844-1900) war kein Freund des Christentums und hat den französischen Schriftsteller Stendhal um das Wort beneidet, die einzige Entschuldigung Gottes sei, dass er nicht existiere. Berühmt ist die Proklamation des Todes Gottes, die Nietzsche in unterschiedlichen literarischen Strategien durchgespielt hat.

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Fahndung nach Ewigem

Schwab, Hans-Rüdiger

Wo vom Kunstanspruch der deutschsprachigen Literatur dieser Jahre die Rede ist, fällt, mit an vorderster Stelle, unweigerlich der Name Thomas Hürlimann. Welche Aufnahme sein aktueller Roman fand, «Der Rote Diamant», lieferte dafür einmal mehr eine Bestätigung. Kaum war er erschienen, vergangenen Sommer, brachten im Abstand von nur wenigen Tagen so gut wie sämtliche Medien von Relevanz für die kulturelle Meinungsbildung ausführliche Rezensionen.

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«Wer bist Du?»

Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara

In die Kölner Karmel-Jahre 1936/37 fällt die Abfassung von Edith Steins Meisterwerk «Endliches und ewiges Sein». Es ist die reife Frucht ihrer phänomenologischen Schulung, angewandt - und weit über Husserl und Scheler hinausgehend - auf die klassische Ontologie.

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